Bergsagen


Die Martinswand bei Zirl

Wanderer 
Blick empor in die Martinswand
Wo Kaiser Max am Rand 
Seines Grabes stand. 1484

Dieser holprige Vers, der sich auf einem Denkmal an der alten Straße zwischen Innsbruck und Zirl befindet, erinnert an eine Geschichte, die sich damals wohl so oder so ähnlich zugetragen hat.

Wohl kein Fürst war jemals bei den Tirolern so beliebt wie Kaiser Maximilian I., der letzte Ritter, wie ihn der Volksmund taufte. Er war ein begeisterter Jäger und viele Geschichten und Sagen von seinen Jagdabenteuern werden in Tirol von Generation zu Generation weiter erzählt. Das gefährlichste Jagdabenteuer aber soll Maximilian auf der Martinswand bei Zirl gehabt haben.

Bei der Verfolgung eines Wildes hatte der Kaiser sich so weit in die steil abfallenden Felsen der Martinswand gewagt, dass er schließlich auf einer schmalen Felsspalte stand und weder vor noch zurück konnte. Vergeblich waren alle Versuche seines Gefolges und der Jagdgefährten ihn aus seiner Lage zu befreien. Zwei Tage und zwei Nächte stand er in der steilen Felswand und hoffte auf Rettung. Schließlich gab Maximilian jede Hoffnung auf Rettung auf, und gab seien Leuten im Tal durch Zeichen zu verstehen, dass er den Segen der Kirche für seine letzte Stunde wollte. Der Pfarrer von Zirl kam mit seiner goldenen Monstranz an den Fuß der Martinswand. Kaiser Maximilian kniete auf dem Felsband nieder, und der Pfarrer erteilte ihm den letzten Segen.

Nach der dritten, im Gebet verbrachten Nacht, hörte Maximilian plötzlich von oben aus den Felsen eine Stimme. Es war ein junger Bauernbursche, der in die Wand eingestiegen war und einen Weg zu dem Fürsten gefunden hatte. Mit seiner Hilfe gelang es dem Kaiser, die Felsplatte zu verlassen und sich auf den schmalen Jägersteig in Sicherheit zu bringen und das Tal wohlbehalten zu erreichen. Sein Retter aber verschwand spurlos im Gedränge des Volkes. Niemand wusste, wer es gewesen war, und bald glaubten die Tiroler, dass ein Engel den Kaiser gerettet habe.

Heute sieht es dort ein bisschen anders aus. Unter der Martinswand führen Autobahn, Bundesstraße und Eisenbahn vorbei, der Innsbrucker Flughafen ist nur unweit davon entfernt und sogar durch die Wand führt die klassische Karwendelbahn, die Zugverbindung zwischen Mittenwald und Innsbruck. Neben der Wand ein großer Steinbruch, in welchem die wohl falsch platzierten Sprengungen im Sommer 2000 einen Bergsturz verursachten, der zur monatelangen Sperrung der Bundesstraße führte.

Doch auch heute noch ist es das Jagdfieber, das Menschen in diese Wand treibt. Die Jagd nach dem wohl schwierigsten Klettersteig der Nordalpen. Schon der erste Abschnitt ist sehr schwierig und endet an der Grotte in der Martinswand, in welcher die Geschichte dargestellt ist. Der zweite Abschnitt ist äußerst schwierig, das Drahtseil führt ohne künstliche Tritthilfen die senkrechte Wand hinauf. Der Eine oder Andere wird sich hier bestimmt auch einen Engel herbeigesehnen, der Ihn aus dieser Wand befreit.

Die Grotte ist auch für den normalen Wanderer von Hochzirl aus auf einem sicher angelegten Weg zu erreichen.

Informationen zum Klettersteig:
Parkplatz an der Bundesstraße von Zirl nach Innsbruck unterhalb der Martinswand.Eine komplette Klettersteigsicherung mit Helm ist für diesen Sportklettersteig erforderlich. Kletterschuhe sind von Vorteil. Kein überflüssiges Gepäck mitnehmen Höhenunterschied: 1. Abschnitt: 250Hm; 2. Abschnitt: 300Hm. Gesamtgehzeit mit Abstieg ca. 3 Stunden.

Herbert Strobl

 

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