Bergsagen


Frau Hitt

In uralten Zeiten, als das Geschlecht der Riesen noch auf Erden lebte, hauste hoch in den Bergen über dem Inn, wo unten im Tal Innsbruck entstand, eine stolze, mächtige Riesenkönigin, Frau Hitt, deren Hochmut und Hartherzigkeit von allen ihren Untertanen gefürchtet war. Herrliche Wälder, saftige Weiden und wogende Felder erfüllten das Reich, das sie beherrschte. Edle Erze und kostbare Gesteine lagen in den Bergen offen herum, und ihr Reichtum war grenzenlos. Ein kristallenes Schloß, das weit in das Tal hinab glänzte, bot ihr mit seinen unzähligen prunkvollen Räumen einen wahrhaft königlichen Aufenthalt Rings um das Schloß dehnten sich wundervolle Gärten, in denen die schönsten Rosen blühten, die es je zu sehen gab.

Frau Hitt nannte einen Sohn ihr eigen, den sie über alle Maßen liebte und verhätschelte. Das junge Riesenknäblein tummelte sich gern in der Nähe des Palastes umher und machte der besorgten Mutter durch seine Neugierde und seinen Übermut gar manchen Kummer, obgleich es meist harmlose Dinge waren, um die sie sich sorgte. Einmal geschah es, daß der Riesenknabe auf einem Steckenpferd reiten wollte. Er brach sich zu diesem Zweck eine junge Tanne ab, die am Rande eines moosigen Sumpfes wuchs. Wie er sich aber da mit der Tanne herumbalgte, gab das Erdreich nach, und der Riesenjunge plumpste samt seiner Tanne in den schwarzen moorigen Schlamm. Zwar gelang es ihm, mit Hilfe seiner ihm angeborenen Kraft sich aus dem unfreiwilligen Moorbad wieder herauszuarbeiten, aber Hände und Füße und Kleider waren über und über von dem übelriechenden Morast bedeckt, und auch das Gesicht wies etliche breite Schmutzspritzer auf. 

Heulend lief der Junge zur Mutter ins Schloß, bei jedem Schritt die schwarze Spur seines Unglücks hinterlassend. Frau Hitt beruhigte das Kind mit liebenden Worten und versprach ihm neues, schönes Spielzeug zum Trost für die ausgestandene Angst. Dann befahl sie ihren Dienern, den Knaben zu entkleiden und sauber zu baden. Damit aber nicht eine Spur von dem Morast an ihm haften bleibe, sollten sie ihn noch mit Milch und aufgeweichtem Weißbrot am ganzen Körper waschen und abreiben und dann mit wohlriechenden Essenzen besprengen. 
Aber kaum hatten die Diener begonnen, die göttliche Gabe der Milch und des Brotes zu ihrem schmutzigen Werk zu mißbrauchen, als sich plötzlich der Himmel verfinsterte und mit rasender Schnelligkeit ein schweres Gewitter heranzog Ein gewaltiges Erdbeben erschütterte die Berge, und mit donnerndem Krachen stürzte der kristallene Palast der Frau Hitt zu einem unförmigen Trümmerhaufen in sich zusammen. Und da kamen auch schon, gleichwie vom Himmel herabgeschleudert, riesige Muren und Steinlawinen die Berghänge herabgetost, fegten die Wälder hinweg, verschlangen die grünenden Almen und die blühenden Gärten und machten die herrlichen Fluren zur schreckenerregenden Steinwüste, aus der kein Grashalm mehr aufsprossen konnte. Das Reich der Frau Hitt war vernichtet, sie selbst aber zur schaurigen Felsensgestalt erstarrt, die ihren versteinerten Sohn in den Armen hält. Und so muß sie bleiben zum ewigen Gedächtnis ihres Frevels bis ans Ende der Zeiten. 

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Tourentipp Klettersteig:
Nordkette-Kemacher "Innsbrucker Klettersteig", 2.482m
(Hungerburg - Seegrube - Hafelekar - Seegrubenspitze - Kaminspitze - Kemacher - Langer Sattel - Sattelspitze - Frau Hitt Sattel - Schmidhubersteig - Seegrube - Hungerburg

Ausgangsort: Innsbruck, Hafelekarbahn-Bergstation, 2.269m

Parken: Talstation "Nordkettenbahn" auf der Hungerburg, 863m (Von Innsbruck über Hötting ca. 5km zur Hungerburg-Hoch Innsbruck. Man kann auch direkt von Innsbruck mit der Hungerburg-Standseilbahn die Talstation der Nordkettenbahn erreichen)

Höhenunterschied: ca. 500m
Gehzeit:
Aufstieg-Klettersteig: 4½ Std. 
Abstieg: 1½ Std.

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Schwierigkeitsgrad: Erste Teilstrecke bis zum Langen Sattel - mittel.
Zweite Teilstrecke bis zum Frau Hitt Sattel - schwierig
Komplette Klettersteigausrüstung, Schwindelfreiheit und absolute Trittsicherheit erforderlich, Sicherungsseil für Kinder von Vorteil
Vom Parkplatz Auffahrt mit der Nordkettenbahn zur Seegrube und weiter zur Bergstation Hafelekar. Von hier in wenigen Minuten nach Westen zum Einstieg des "Innsbrucker Klettersteiges". Über die steile Einstiegswand hinauf zur Seegrubenspitze, 2.352m und weiter, auf- und absteigend, immer am Grat oder an dessen Südseite zur Kaminspitze, 2.435m und den Kemacher, 2.482m. (Originelle Klettersteigpassagen wie z. Bsp. die Seufzerbrücke). Bis zum Kemacher gibt es zwei markierte Notabstiege - Brüchig und Steinschlaggefahr. Der Steig vom Gipfel hinunter zum Langen Sattel, 2.258m ist nur im oberen Teil mit Drahtseilen gesichert. Vom Langen Sattel bietet sich auch die beste Möglichkeit für den Abstieg zur Mittelstation Seegrube. Hier beginnt der zweite und schwierigere Teil des Klettersteiges. Zuerst über leichtes Gehgelände hinauf zur Sattelspitze, 2.369m und zum Beginn der Drahtseile die uns wieder auf- und absteigend und teilweise recht luftig zum Frau Hitt Sattel führen. Der Abstieg vom Sattel über den markierten "Schmidhubersteig" über felsiges Gelände südöstlich zur Mittelstation Seegrube erfordert noch einmal große Aufmerksamkeit und Trittsicherheit.

 

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