Familienreferat


Durch den Alpstein - 07.06 - 08.06.2007

Der Alpstein steht bei uns fast jedes Jahr auf dem Programm. Entweder recht früh im Jahr oder sehr spät, um den Menschenmassen halbwegs zu entgehen. Jeder verbindet den Alpstein mit dem überlaufen Seilbahn-Säntis, was nun wirklich nur die halbe Wahrheit ist.

Es gibt eine Vielzahl von Durchquerungsmöglichkeiten. Einer schöner als die andere und ohne Seilbahnbenutzung - ja, ich kann auch by fair means, das glaubt nur keiner - durchaus anspruchsvolle Zustiege, was die Höhenmeter anbelangt.

Wir entschieden uns nach einigem Hin- und Her für die klassische Variante von Wasserauen - Seealpsee- Meglisalp-Rotsteinpaß - Lisengrat - Säntis. Den Abstieg ließen wir vorsichtshalber mal offen. Meistens haben Kinder keine Lust mehr, wenn sie eine Seilbahn sehen.

Nach einem kurzen Zwischenstopp in Lindau, wo wir Ulli (Bergfreak1959) und Andrea (minimaus) abholten, fuhren wir über die Rheintalautobahn bei bestem Wetter nach Wasserauen. Dort beginnt der Aufstieg zum flaschengrünen Seealpsee.

Wie immer wurde die erste halb Stunde über den Anstieg gemault, aber das kenne wir schon alle, weil wir den Weg schon oft gegangen sind und der Ablauf immer wieder gleich ist.

Kurz nachdem wir von Wald zum Weidegelände gewechselt haben und es eben wird, ist die Tour plötzlich wieder schön.

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Durch den kühlen Wald

Der übliche Zickenanfall von Lotta hält diesmal etwas länger und wir beschließen eine Rast am Seealpsee.

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Seealpsee

Frisch gestärkt machen wir uns an den Anstieg zur Meglisalp, wobei uns einiges Donnergrollen begleitet und wir von Wasserauen ein Gewitter aufsteigen sehen. Der Wald bietet genug Schutz und bis zur Meglisalp werden wir es auf jeden Fall schaffen, ohne vom Gewitter überrascht zu werden, wenn wir alle ein wenig Gas geben.

Kurz vor der Meglisalp beginnt es zu nieseln, doch die Gastube ist einladend und ich erzähle von vielen Kletterkursen an der Meglisalp (ideales Anfängergelände in 10 min Reichweite) und lustigen Abenden. Wir beschließen, dass man da im Oktober ja zum Abklettern hin gehen kann.

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Meglisalp

Das Gewitter verzieht sich allmählich und die Sonne steht wieder am Himmel. Auf uns wartet der letzte Teil des Aufstiegs zum Rotsteinpaß.

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Altmann mit Rotsteinpaß

Durch das Gewitter und zahlreiche andere Pausen sind wir etwas in Zeitdruck und ich renne voraus, um wegen dem Nachtessen Bescheid zu sagen, was auf Schweizer Hütten gern um eine einheitliche Zeit und in einheitlicher Ausprägung eingenommen wird. Außerdem will ich mal testen, ob ich auch schneller laufen kann. Irgendwo zu muß Lauftraining ja gut sein.

Schon bald treffe ich auf die ersten ordentlichen Schneefelder und ich hoffe, dass damit keiner Probleme kriegt, weil wir keine Steigeisen mit genommen haben. Aber die Schneefelder erweisen sich bis zum Hütteneingang als harmlos und gut zu überwinden.

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die letzten Meter bis zur Hütte

Ich melde uns kurz bei dem überaus freundlichen Pächterpaar an und es dauert nicht mehr sooo lange, bis alle wieder beieinander sind. Schon bald bricht wieder ein ordentliches Gewitter los und wir sind froh, im Trockenen zu sein. Das Abendessen ist vorzüglich und wir futtern uns daran kugelrund. Die Hütte ist noch etwas klamm und kalt, weil die Wirtsleute gerade erst die Saison begonnen haben.

Nach gepflegter Unterhaltung mit der Hüttenwirtin beschließen wir recht früh ins Bett zu gehen. Schließlich wollen wir morgen fit sein. Es rummst noch ein bißchen draußen und bald ist das Gewitter vergessen und der Nachthimmel klar auf. Also werden wir morgen ordentliches Wetter haben. Eine respektable Leistung für alle: 1.400 hm, das ist ein guter Saisoneinstieg.

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit lecker Bergkäse geht es los.

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Aufbruch zum Lisengrat

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leichte Kletterpassagen im Schutt

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das erste Schneefeld

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dramatische Tiefblicke

Die Nebelschwaden ziehen noch dramatisch um die Gipfel und schon bald erreichen wir ein ordentliches Schneefeld, dass wir lieber am Seil gesichert überwinden, weil die Drahtseile darunter noch verschüttet liegen. Locker bewältigen wir die Stelle und weiter geht es. Dramatische Tiefblicke tun sich auf und der Steig wird lustig. Noch quiekt keiner, dann kann es so schlimm nicht sein.

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Nebel des Grauens

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bizarre Zacken

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und noch mehr Zacken

Plötzlich hören wir ein schrappendes Geräusch, dass den Buben der Hüttenwirtsleut vom Rotsteinpaß zuzuordnen ist. Als Service des Hauses schaufeln sie den Klettersteig frei und ziehen ordentliche Furchen in Schneefelder, damit auch keine Touris abstürzen.

Das finden wir sehr fürsorglich und bedanken uns artig.

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gar schaurig gähnt die Tiefe

Der Klettersteig ist leider viel zu rasch durchstiegen und wir kommen am Chalbersäntis wieder in Schneefelder, die jedoch einen ordentliche Spur haben.

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das Ende ist in Sicht

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der Säntis taucht auf

Noch ein paar gesichterte Passagen und wir sind am Berggasthaus Säntis angekommen, wo wir uns erst mal stärken.

Wie erwartet haben die Kinder keine Lust mehr und fahren mit Andrea und Ulli mit der Säntisbahn zu Tal. Mit dem Bus und der Bahn geht es gut abgestimmt zurück nach Wasserauen.

Wir haben noch nicht genug und wir wollen den Abstieg nach Wasserauen nehmen, um auch mal wieder zu beweisen, dass wir auch ohne Seilbahn können. Glaubt zwar wieder keiner, aber macht ja nix. Der Abstieg vom Säntis geht durch ein gut gespurtes Schneefeld und die Skiabfahrt wird begutachtet. Das machen wir auf jeden Fall mal im Winter. Das muß höllisch gut sein bis Wasserauen mit Skiern zu düsen.

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Rückblick zum Säntis

An der Wagenlücke müssen wir uns entscheiden: Entweder auf Meglisalp herunter oder Richtung Gasthaus Mesmer. Wir entscheiden uns für Gasthaus Mesmer, weil wir den Abstieg noch nicht kennen und weil zwei Hüttengäste uns von ordentlichen Schneefeldern vorgeschwärmt haben. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht.

Ein paar Mal müssen wir schon überlegen, wie wir das jetzt am besten im Steilhang regeln ohne einen Abgang zwischen die Felsen hinzulegen, aber alles in allem ist unser Weg gut gangbar.

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Wagenlücke

Am Gasthaus Mesmer noch eine kurze Zigarettenpause und dann sind wir auch schon bald am Seealpsee, wo wir eine ordentliche Futterpause einlegen, die jedoch durch aufziehende Gewitterwolken empfindlich abgekürzt wird. Der schnellste Weg nach Wasserauen führt über die Fahrstrasse, doch unten angekommen kriegt uns der Platzregen doch noch.

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Gasthaus Mesmer

Die Kinder sind schon mit Andrea und Ulli auf dem Weg nach Lindau und wir pellen uns aus den platschnassen Klamotten.

Die 1.700 hm Abstieg machen sich an meinem lädierten Bein bemerkbar und ich bin froh, dass es rum ist. Der Alpstein kann, wenn man es richtig anstellt durchaus Westalpendimensionen erlangen und erweist sich als ideales Trainingsgelände für die südlicheren und höheren Gefilde.

Doch davon später mehr im Sommer!

 


Details:

1. Tag Gehzeit mit Kindern 8 Stunden (einschl ordentlicher Pausen)
Wasserauen (875)
Seealpsee (1.141)
Meglisalp (1.517)
Rotsteinpaß (2.120)

2. Tag Gehzeit 2 Stunden für Lisengrat wegen Schneefelder, Abstieg vom Säntis 4 Stunden wegen Schneefelder
Rotsteinpaß (2.120)
Lisengrat (2.350)
Säntis (2.501)
Wasserauen (875)

Übersichtskarte: http://www.ebenalp.ch/sommer/wanderrouten/

 

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