Österreich / Ötztaler Alpen: Petersenspitze und Wildspitze Hochtour |
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Art der Tour, Schwierigkeit | Hochtour mittelschwer, großteils vergletschertes Gelände, teilweise sehr spaltenreich |
Gesamtdauer | 3 Tage (einschließlich An- und Abreise), "Wochenendtour" |
Gipfel | Petersenspitze (3.484m), Wildspitze (3.770m) |
Anfahrt | |
Ausgangs-/Zielort | Mittelberg im Pitztal, Parkmöglichkeit an der Seilbahntalstation in Mittelberg |
Karten, Führer | DAV-Karte 30/6 Wildspitze |
Ausrüstung | Hochtourenausrüstung (Steigeisen, Seil, Anseilgurt, Schlingen und Karabiner, Pickel) |
Stützpunkte | Taschachhaus |
Beste Zeit | Im Frühsommer häufig noch eine gute Schneeauflage auf dem Ferner und noch wenig Blankeis an den Steilhängen |
Die Tourentage: | 10.-12.06.2005 | |
Wetter: | Trockenes, klares Wetter | |
Voraussetzungen: | Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, Eisausbildung (z.B. Grundkurs Eis beim DAV), erste Hochtourenerfahrungen, Ausdauer (sehr lange Tour) |
Tourenbeschreibung:
Von der Seilbahnstation in Mittelberg (1740m) aus zieht sich ein bequemer Weg durchs Taschachtal ziemlich lang und flach (ca. 2,5 h) zum Taschachhaus (2434m).
Vom Taschachhaus aus führt zunächst in süd-südöstlicher Richtung ein guter Bergsteig mit wenig Höhenunterschied an einem Hang entlang um den Fuß des Urkundkopfes herum bis zum Rand des Taschachgletschers.
Taschachferner im Morgengrauen (Foto: Nowak)
Von dort geht es in einem großen Rechtsbogen, der der Hangform folgt, insgesamt in süd-südwestlicher Richtung zunächst sanft, dann recht steil ansteigend unterm Pitztaler Urkund…
(Foto: Gisela)
…über den Westrand des westlichen Taschachferners (anseilen, Spaltenzone!) zum Urkundjoch (3060m) und von dort in großem Bogen Richtung Osten zügig aufwärts aufs Taschachjoch (3241m).
Taschachjoch (Foto: Yak)
Am Joch beginnt man eine herrliche Gratwanderung (im Juni 2005 schönster Firn) in ost-nordöstlicher Richtung, umgeht dabei einige blockige Gipfelaufbauten und achtet auf respektvollen Abstand zu den Wächten, bis zum Taschachhochjoch (3355m).
Unterwegs zum Taschachhochjoch, in der Mitte (Firngipfel) die Petersenspitze (Foto: Yak)
Taschachhochjoch, rechts Petersenspitze, dahinter die Wildspitze (Foto: Gisela)
Dort kann man während der verdienten Pause den wunderschönen Firngrat bewundern, der sich Richtung Südost zur Petersenspitze (3484m) hinaufschwingt, hinter der bereits der Hintere Brochkogel und der Südgipfel der Wildspitze sichtbar sind.
Mitte links Petersenspitze, Wildspitze (fast verdeckt) und Hinterer Brochkogel (Foto: Gisela)
Über den Grat (Vorsicht, Wächten!) spaziert es sich - je nach Schneelage - recht steil, aber bequem nach oben. Alternativ kann man - gleichfalls je nach Schneelage - einen Schlenker nordwärts machen und die Petersenspitze über ihre Nordwand erklimmen (sehr gemäßigte Hangneigung, eher kurze "Nordwandpassage", ideale Anfängernordwand, allerdings im Juni durchaus einzelne Blankeisstellen möglich).
Petersenspitze, Nordwand (Foto: Gisela)
Wem das genügt, der lässt die Tour hier enden und macht sich nach ausgiebiger Gipfelrast auf den Rückweg. Wer mehr will, steigt südostwärts ab, überquert unter Hinterem Brochkogel und Mitterkarjoch (hier kommt von Süden die Wildspitz-Aufstiegsroute vom Breslauer Haus hoch) ein weitläufiges Gletscherbecken und steigt dann in sanft steigendem Linksbogen (rechts kleine Spaltenzone) unter der Wildspitze entlang zum Fuß von deren Südgipfel auf. (Für diesen Tourenabschnitt - anseilen! - können je nach Jahreszeit Schneeschuhe sehr hilfreich sein!) Von hier aus (ggf. Rucksackdepot) geht es über den Südgrat zum Gipfelkreuz, im oberen Teil leichte Kletterei (Vorsicht bei Vereisung!), wer sich unsicher fühlt, kann sich von den Kameraden von oben ein Fixseil legen lassen.
Wildspitze Nordgipfel und Verbindungsgrat (Foto: Gisela)
Zügige und schwindelfreie Geher können noch die reizvolle Überschreitung zum Nordgipfel "mitnehmen" - in der Regel handelt es sich um einen mehr oder weniger schmalen Firngrat (August 2004 sehr schmal). Nach dem Abstieg von der Wildspitze macht man sich auf den langen Weg über den Taschachferner zum Taschachhaus, selbstverständlich angeseilt, denn der Ferner ist sehr spaltenreich. Die Route führt vom Südgipfel zunächst zwischen großartigen Eisbrüchen hindurch sehr lang in nord-nordöstlicher Richtung zum Nordrand des nördlichen Taschachferners bis unters Mittelbergjoch (3166m) und schwenkt dann nach Westen, wo sie noch länger am nördlichen Gletscherrand entlangläuft. Unter der "Hohlwand" wird zwischen den Eisbrüchen…
Spaltenschluss im untersten Eisbruch (Foto: Berni)
…die Gletscherzunge Richtung Südwesten überquert - jetzt hat man wieder die Hänge des Urkundkopfes erreicht und kann die Seile einpacken. Bei der Überquerung der Gletscherzunge ist, solange noch keine "blanken" Verhältnisse die Spalten sichtbar machen, äußerste Vorsicht geboten!
Hat man den Ferner überwunden, endet die Runde mit dem Steig unterm Urkundkopf, mit dem sie angefangen hat - für Nicht-Athleten ein sehr langer, anstrengender, aber lohnender Bergtag. Konditionsbolzen können das Ganze natürlich beliebig ausweiten und zwischen Petersenspitze und Wildspitze noch die Brochkogelbesteigung einlegen, die Wildspitze komplett überqueren und, falls sie das alles via jeweilige Nordwand "erledigt" haben, schließlich stolz den "Pitztaler Eisexpress" in ihr Tourenbuch eintragen. Diese Variante empfiehlt sich allerdings eher in der Skitourensaison, wenn man den Taschachferner zügig abfahren kann, anstatt nach den Gipfeln noch den langwierigen und nicht ungefährlichen Gletscherhatsch bewältigen zu müssen.
Wer einen zweiten Tag dranhängen will, hat vom Taschachjoch aus die große Tourenauswahl oder kann in einem der unteren Eisbrüche des Taschachferners mit den Eisgeräten spielen (so vorhanden) - Riesenspalten, die zum Eisklettern förmlich einladen, gibt es da genug.
(Foto: Berni)
Zum Taschachbilderbuch von Yak
Gisela
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