Vorwort

Bei bestem Wetter beginnt die Veranstaltung in der Konzerthalle von Olsberg mit einer üblichen Verspätung von 15 Minuten.

Etwa 200 Leute sind erschienen, darunter sehr viele Auswärtige. Zum miesen Besuch haben vor allem bei getragen

-          dass es vor Ort wegen der Sperrungen nur wenige Kletterer gibt

-         dass absehbar war, dass der 20.10. der letzte schöne Tag des Jahres war und deshalb viele sich kurzfristig entschieden, klettern zu gehen

-         dass eine Veranstaltung in einem Kurort wenig öffentlichkeitswirksam
ist und daher für viele keine Motivation zur Teilnahme besteht


Etwa 50 weitere Leute sind nachträglich eingetrudelt, so dass in der Halle mit 700 Stühlen nur jeder 3. Platz besetzt war.

Im Foyer lief ein Video und auf zahlreichen umlagerten Schautafeln wurde die Problematik dargestellt

Statements

1. Redner Joachim Fischer (IG Klettern Bundesverband)

Kurze Erläuterung der Problematik:

Laut § 29 Bundesnaturschutzgesetz müssen bei allen Entscheidungen, die den Raum betreffen, die Naturschutzverbände gehört werden. Das legt einen Kuhhandel nahe, der sich mit einem Satz so dar stellen lässt:
"Wenn Du (Politik) das Klettern verbietest, dann halte ich (Naturschutz) den Schnabel zu Deiner nächsten geplanten Autobahn."
Die Funktionäre der Naturschutzverbände erhalten so einen von den Mitgliedern verlangten schnellen Erfolg und die Politiker haben ein Hindernis weniger zu überwinden.

Ähnlich wie in anderen Bundesländern blieb allerdings die Natur trotz fast 90 Jahren Kletterbetriebs so weit intakt, dass sie noch schützenswürdig war. Hinzu kommen einige Besonderheiten in NRW:

Im Hönnetal wird Kubikkilometer weise Stein gebrochen. Die jetzige Schlucht ist nur noch Kulisse.
Der Feldstein (Bruchhauser Steine) wird jährlich von Hunderttausenden Touristen besucht.
Es gibt Sperrungen einer Felswand, durch die ein Eisenbahntunnel verläuft. Auf dem höchsten Punkt einer anderen gesperrten Felswand befindet sich sogar eine Autobahnraststätte.

Anschließend übernahm Joachim Fischer auch die Moderation. Er bedauerte, dass weder von der CDU noch von den Grünen ein offizieller Vertreter erschienen ist.


2. Redner Baron von Fürstenberg (Besitzer der Stiftung "Bruchhausener Steine")

Rechtliche Situation

Die Stiftung hat als Ziel die Erhaltung und Pflege der Bruchhausener Steine und des Gebiets.

Er begrüßte es dass sich (aus seiner Sicht junge) Leute für etwas einsetzen und betrachtete es als "die Pflicht der älteren Generation", diese Energie in geordnete Bahnen zu lenken.
Am Morgen hatte nämlich jemand ein Transparent am Goldstein befestigt. Er warnte vor weiteren illegalen Aktionen und wie darauf hin, dass hier ein "Rechtsstaat" und kein "Raufstaat" herrscht. Nichtsdestotrotz ermutigte er uns, uns für unsere Ziele weiterhin ein zu setzen.

Bereits seit den Dreißigern ist das Klettern an den Bruchhausener Steinen verboten. Ausgenommen waren bis 1989 Mitglieder des DAV. Nachdem die Hürden für die Mitgliedschaft im DAV plötzlich fielen, war diese Ausnahme eine Regel.

Es gab Erosionsschäden, so dass ein Total- Betretungsverbot drohte. Die Stiftung schlug vor, das Klettern zu verbieten, um die Wogen zu glätten.
Die Kletterer wurden wörtlich als "Opferlamm" bezeichnet.

Das eigentliche Verbot kam dann allerdings seitens der Politik.


3. Rednerin Frau Pieper von Heiden (Sportpolitische Sprecherin der F.D.P. Landtagsfraktion)

Der Antrag der F.D.P.

Frau Pieper von Heiden war mit Abstand die beste Rednerin des Tages, sie redete auch die anderen Profis in Grund und Boden. Dazu waren nicht mal markige Sprüche von Nöten.

1995 wurde das Klettern seitens der Landesregierung halbherzig als "förderungswürdig" bezeichnet. Es fühlte sich niemand zuständig, die Förderung zu initiieren und den Kletterbetrieb zu ordnen. Eine Vorgabe seitens der Landesregierung fehlte, ob das Klettern nun Gemeinde-, Kreis-, Bezirks- oder Landessache werden soll.
Auf diese Weise hatte die Anti- Kletter- Lobby relativ leichtes Spiel.

Die derzeitige Regelung ist auch in so weit umweltschädlich, als dass der Klettersport zunehmend zum Motorsport mutiert.

Die Forderungen lassen sich kurz zusammen fassen:

-          Ermöglichung des Kletterns unter Berücksichtigung des Natur- und Umweltschutzes

-          Weitgehende Aufhebung sämtlicher Kletterverbote

Es wurde die Wichtigkeit präziser Regelungen besonders heraus gestellt

4. Redner Herr Schmeltzer (SPD)

Position der SPD

Herr Schmeltzer weiß aus eigener Erfahrung aus seinen Gewerkschafter- Zeiten, dass Aktionen dringend erforderlich sind, wenn man etwas erreichen will. Er wünscht jedoch in Zukunft besser (frühzeitiger) informiert zu werden.

Als DAV- Mitglied steht er dem Klettern näher als dem Naturschutz derzeitiger Ausprägung. Er war bei den Verhandlungen von Anfang an dabei, eine Kompromissbereitschaft war nur bei den Kletterern und nicht bei den Naturschutzverbänden zu erkennen.

Speziell für die Bruchhausener Steine schiebt er den schwarzen Peter wieder der Stiftung zu. (Auf Privatgrund hat die Regierung (fast) nichts zu bestimmen).

Wenn sich die Herrschaften doch mal einig würden....

5. Redner Dr. Richard Goedeke (Niedersachsen, Verfasser des Kletteratlas Deutschland)

Der Mitbegründer der Grünen vertritt die Interessen der Kletterer bei seiner Partei. Er ist kein Mandatsträger mehr und nicht im Auftrag der Partei da. Er beklagt die offizielle Abwesenheit der Partei.

In NRW wurde Naturzerstörung traditionell in einem Maß hingenommen wie in keiner anderen deutschen Region. Kletterverbote sind eine Alibiveranstaltung, die zeigen soll, dass "auch in NRW etwas für die Umwelt getan wird"

In NRW sind sowohl Sportförderung als auch Naturschutz in der Verfassung festgeschriebene Staatsziele. Eine wissenschaftlich abgesicherte Konzeption bringt nicht nur dem Klettern eine weitgehende Erhaltung der Möglichkeiten, sondern auch dem Naturschutz etwas, nämlich Akzeptanz.


Einer der Redner

6. Redner Herr Dr. Bellinger, (1. Vorsitzender des DAV Landesverbandes NRW)

Herr Dr. Bellinger unterstützt die Aktion "nach einigen Irrungen"; er erinnert an einen der "Leitparagraphen" des Naturschutzgesetzes:
"Erhaltung der Natur ... als Grundlage für die Erholung des Menschen".

Nach einem Gutachten sind "durch Sport und Erholung keine Beeinträchtigung der FFH- Richtlinien zu erwarten"

Er hat "in ausreichender Anzahl Kletterkonzeptionen dabei, diesmal auch für Politiker leichter lesbar."

Im Gegensatz zu anderen Bundesländern gibt es in NRW weder zeitliche noch
zonale noch Umlenkregelungen. Die Aufgaben des DAV sieht er in diesem Zusammenhang, die Mitglieder zu informieren und auf eine strikte Einhaltung der Regelungen hin zu wirken. Bei der derzeitigen Situation ist diese Aufgabe kaum zu verwirklichen. Er fordert lokale Gruppierungen auf, Felspate zu werden, so dass jeder Kletterfels eine Betreuung hat.

7. Redner, Herr Rinus  (1. Vorsitzender der DAV Sektion Essen)

Herr Rinus brachte das Beispiel mit der durch Kletterer entmüllten, dann mit schützenswerten Flechten bewachsenen Hofer Mühle, die dann gesperrt wurde. Anschließend sind die "edlen Gewächse" mit Allerweltsbüschen zugewuchert.

Kletterer hatten bis in die 80er hinein den Ruf "Halbwilde und Lebensmüde" zu sein. Auch das mag zu den Radikalsperrungen bei getragen haben. Heute sind Kletterer "Leute wie Du und ich".

Die "Radikalsperrungen" brachten paradoxerweise einen Vorteil, nämlich viele Indoor- Anlagen. In Essen gibt es 5 Kindergruppen zu je 10 Leuten und die wollen jetzt wieder nach draußen. Alles Außen- Klettern nach innen zu verlegen wäre aber einfach nicht finanzierbar.

Zum Ende nochmal die Bitte, die geltenden Verbote zu beachten, obwohl sie bekämpft werden.

8. Redner Herr Schild (Erlebnispädagogik- Ausbilder für Lehrer in NRW)

Herr Schild schilderte mit eindrucksvollen Beispielen die zwingende Notwendigkeit von Naturerlebnissen für Kinder und Jugendliche. So können sich 75% der Jugendlichen nicht erinnern, wann sie das letzte Mal in der Natur waren und etliche Zehnjährige waren das erste Mal im Leben bei einem Schulausflug im Wald.

9. Redner Herr Brunnert

Er überbrachte die Grüße von Bernd Arnold und glänzte durch launige Bemerkungen wie "Auch Kletterer sind artgerecht zu halten" und "Schreibtisch- Naturschützer sollten mehr Außendienst machen".
Allerdings musste auch Bernd Arnold die Bruchhausener Steine erst im "Goedeke" suchen...


10. Redner Herr Steinacker (einer der Haupterschließer)

Herr Steinacker stellt die Konzeption vor. Sie hält 80% der Fläche frei. Wegebau ist allerdings nur möglich im Zusammenarbeit mit dem Naturschutz möglich.

Anekdote: Als er 18 war, versuchte jemand, ihn aus der Wand zu schießen.

11. Redner Herr Becker (FDP- Fraktionschef NRW)

Herr Becker war 10 Jahre lang Berufs- Naturschützer, bis ihm der Fundamentalismus auf die Nerven ging. Nach einem haarsträubenden Beispiel aus der Landwirtschaft ermutige er uns zur Fortsetzung der Arbeit.


Beim Tischbouldern

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Podiumsdiskussion

Bei der folgenden Podiumsdiskussion kam nicht viel Neues. Frau Pieper von Heiden ermunterte uns, den Antrag der F.D.P. mit einer eindrucksvollen Demo zu unterstützen.


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Ortsbegehung

Die Ortsbegehung war recht beeindruckend. Zunächst der für Kalkbewohner absolut ungewohnte üppige Bewuchs, durch den man den Boden nicht sieht; Haxenbruchgefahr. Und dann natürlich die große Wandhöhe, die so weit im Norden nicht erwartet wurde.

Herr Steinacker schilderte bis ins letzte Detail die Kletterkonzeption, die nur etwa 20% der Fläche zum Klettern vor sieht. Nur ein Gipfel (der ohnehin mit einem martialisch abgezäunten Wanderweg versehene Feldstein) darf betreten werden, die anderen werden abgeseilt. Außer an den "vier großen Felsen" wird nicht geklettert, die "Quacken" bleiben frei.

Mindestens 50 Pressefotografen (sic) interessierten sich hauptsächlich für den "Naturfrevler" in Halsgeige.

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Party

Die "Party" war dann ziemlich lahm. Ohne den "Tischkletterwettbewerb" hätte sich die Party vermutlich bereits um 21 Uhr auf gelöst. Durch überlaute Musik war eine Unterhaltung nur abseits des Geschehens möglich. Aber die -kostenlosen- Brötchen waren lecker belegt und auch reichlich vorhanden. (Für die paar Besucher waren so viele da dass man auch noch fürs Frühstück welche mit nehmen konnte.)

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"Climb- in"

Aus dem Climb- in ist dann nix geworden. Offensichtlich traute sich niemand einen Anfang zu machen. Außerdem hatten am Samstag sämtliche Referenten von illegalen Aktionen dringend abgeraten, was wohl viele beeindruckt hat. Abgesehen schiffte es ab Sonntag Mittag recht kräftig.