Begleitete Hochtour durch die Ötztaler Alpen

Ins Ötztal sollte es gehen. Zwei SAN-Mitglieder ergänzt um noch zu werbende Mitglieder auf dem Weg zur Wildspitze und je nach Wetter standen noch weitere Gipfel auf dem Programm. Der Sessellift in Vent, der den Anstieg zur Breslauer Hütte hätte bequem und schaukelnderweise verkürzen können, wurde von uns links hängen gelassen. Die Breslauer Hütte, die wir nach knapp drei Stunden mit ehrlich verflossenem Schweiß erreicht hatten, bot uns ein äußerst komfortables Matratzenlager und in quasi neu renoviertem Ambiente beschlossen wir den ersten Tag der Tour. Außer Diskussion stand dabei zu jeder Zeit die Benutzung der Duschen, die die Breslauer Hütte zu bieten hatte.

Panoramabild, Ausblick von der Breslauer Hütte

Der nächste morgen bot uns optimale Bedingungen: ein paar Quellwolken verhinderten den Sonnenbrand auf unseren Städtergesichtern, über den Mitterkarferner und das dazugehörige Joch erreichten wir den Gipfel der Wildspitze. Ob es daran lag, dass immer weniger Leute Hochtouren machen oder ob wir einfach nur Glück hatten, haben wir nicht herausgefunden. Jedenfalls hatten wir den Gipfel des höchsten Nordtiroler Bergs für uns alleine, eine herrliche Sicht auf Ramol und Gurgler-Kamm und die Stubaier Alpen. Im Windschatten sitzend konnten wir die letzten Möglichkeiten der Digitalkamera "schau mal, so geht das mit dem Panorama" ausreizen und das eine oder andere Gipfelfoto schießen. Die Tücken mit dem Zusammensetzen der einzelnen Panorama-Bilder sollten sich erst zu Hause zeigen, wo am Computer ganz neue Ausblick-Versionen mit Doppelgipfel entstanden, also hier kein Gipfelpanoramabild, sondern nur eins vom Tourenleiter.

climby

Blick von der Petersenspitze zur Weisskugel

Beim Abstieg noch eben auf die Petersenspitze, dann über das Brochkogeljoch zur Vernagthütte. Nicht nur auf diesem Stück des Weges kam der Abenteuer-Charakter der Tour heraus- so hatte der Tourenleiter nicht nur tolle Gletscherbäche und endlosen Eisflächen mit tollen Gletscherformationen für uns arrangiert,

Ein Loch im Vernagtgletscher

sondern auch die Farben der Matschsorten auf den Moränen boten Vielfalt. Von lehmfarben bis steingrau variierten die Farben der knöchelhohen, gut getarnten Matschlöcher. Und irgendwann erwischte es jeden mal. Zum Abschluss konnten die Schuhe beim Durchqueren eines Baches noch ihre wasserfestigkeit nach einem langen Tag in Schnee und Eis unter Beweis stellen. Die Vernagthütte bot uns ein komfortables Vierbettzimmer und Weicheier nutzen die Chance verschwitzte T-Shirts mal durchs Wasser zu ziehen und die Bergschuhe noch Mal einzufetten. Für den nächsten Tag war für den Nachmittag eine aufziehende Gewitterfront angesagt, sodass wir den Plan mit der Besteigung der Hochvernagtspitze zu Gunsten des Fluchtkogels verwarfen. Beim Aufstieg zum Oberen Guslarjoch ging der Tourenleiter zielstrebig am Gletscher voran, und ging und ging bis eben nichts mehr ging. Die Spalten waren einfach zu groß zum Überwinden, und das, obwohl der Gletscher schon wieder flacher wurde. Also zurück und in die dann entdeckete Normalspur wieder einordnen. Dem Ruf als Aussichtsberg wurde der Fluchtkogel in allen Belangen gerecht.

Anstieg zum Fluchtkogel

Blick vom Fluchtkogel zur Wildspitze

Den Abstieg zum Brandenburger Haus legten wir dank eigener ehrgeizig gesetzter Ziele im Laufschritt zurück, vielleicht sollt man nie zu einem Tourenleiter sagen, dass seine Gehzeiten NIE (man vergleiche auch den Bericht zum Klettersteigkurs) erreicht werden. Bis zum Beginn des Regens blieb daher noch Zeit, den Hausberg der Hütte, die Dahmannspitze zu erklimmen. Die Wetterbedingungen erlaubten uns am folgenden Tag lediglich eine Tour zur Weißseespitze, die Weißkugel musste von uns auf ein anderes Mal verschoben werden. Beeindruckend waren auf dem Gipfel der Weißseespitze die Spalten und das umgefallene Gipfelkreuz, dass wohl ehemals im Eis verankert war. 

Ein Opfer des schönen Sommers

Unsere Wünsche nach Sicht wurden trotz einigem Wind nicht erfüllt, so stiegen wir wieder ab. Noch trockenen Fußes erreichten wir wieder das Brandenburger Haus. Zum Abschluss der Tour hatten wir wettermäßig noch Mal richtige Traumbedingungen: bei strahlendem Sonneschein bestiegen wir die mittlere Hintereisspitze und hatten von dort einen tollen Blick auf die Ortlergruppe.

Blick von der Mittleren Hintereisspitze zur Ortlergruppe

Noch ein Wort zum Gletscherrückgang, der uns auf der Tour permanent begegnete. Ganz anschaulich wird es an diesem Foto, dem Hintereisferner, rechts davon die Weisskugel. Die mit den Pfeilen gekennzeichnete Linie zwischen Geröll und alpinen Matten müsste der Gletscherstand zur letzten Kältezeit, also 1848/49 sein. Fast unvorstellbar wie viel Eis da in den letzten 155 Jahren geschmolzen ist.

Blick vom Abstieg vom Brandenburger Haus zum Hintereisferner, rechts die Weisskugel. Die Pfeile markieren den Gletscherstand zur letzten Kältezeit, ca. 1848/49

Beim Abstieg über die Hochjochhospiz-Hütte holte uns die Zivilisation langsam wieder zurück. Es wurde grün, warm und die Anzahl der Halbschuhtouristen nahm zu. Insgesamt also eine tolle Tour: 6 Dreitausender, tolle Hütten- Bergsteiger was willst Du mehr.

 

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