Die SAN Monatstour im November 2004


Vier Narren auf dem Narrenkogel

Wetterbericht des ORF für das Wochenende vom 6./7.11.2004:
Kalt und unbeständig. Mit lebhaftem Nordwestwind ziehen immer wieder Wolken und Schnee- und Regenschauer heran. Dabei kann es vor allem Sonntag im Bereich zwischen Karwendel und Ötscher auch länger schneien, und das bis in die meisten Täler. Zwischendurch lockert es am Wochenende aber fast überall auch auf, an der Alpennordseite vor allem am Samstag, in den Südalpen wird es dann am Sonntag sogar überwiegend sonnig. In 2000m Höhe hat es am Samstag minus 4 bis 0 Grad, am Sonntag minus 7 bis minus 4, die höheren Temperaturen gibt es jeweils im Westen und Südwesten.

Das scheint genau das richtige Wetter zu sein, um noch einen 3.000er wegzubügeln. Lediglich ein uns allen bekannter Skitourenfanatiker aus dem Berchtesgadener Land zieht das sonnige Osttirol zum Wandern vor - klar dass so jemand nicht wirklich schneesüchtig sein kann ;-)

Aber da die SAN inzwischen lauthals das kollektive Schneegebet angestimmt hat und wir nicht gleich übertreiben wollen, haben wir uns sicherheitshalber wieder für die Schönwetterinsel "it never rains in Sellrain" entschieden. Und es hat sich mal wieder als richtig herausgestellt!

Dohle und Hawkeye haben bereits am Vorabend das Terrain sondiert, und konnten uns so vorab per SMS unsere Erwartungen bestätigen, während Yak und ich mit dem Auto durchs Inntal schwimmen:
Auch guten Morgen, Wetter: Bewölkt, trocken, Schnee ab 2000. Blaues Loch vorhanden.
Perfekt!

Der Wanderparkplatz in Niederthai bietet uns gerade noch genug Platz um unsere beiden Autos mit ausreichend Sicherheitsabstand zueinander abzustellen... es sind die einzigen Fahrzeuge. Um 8h30 marschieren wir los, und es geht natürlich nicht auf dem Normalweg Richtung Guben-Schweinfurter Hütte, sondern es gibt mal wieder einen "Plan B" mit ausreichend Knogeln, Verzeihung: Muggeln zwischen uns und dem Ziel-Knogel, der Hohen Wasserfalle (3.003m).
Der Weg geht überraschend steil los, durch den Wald, schnell erreichen wir die Puderzuckergrenze, das Wetter ist weiterhin schön, durchwachsen, aber immer wieder blitzt die Sonne raus. Nach einer guten Stunde haben wir schon die ersten 400 Höhenmeter hinter uns, obwohl es mit der leichten Schneeauflage doch ganz schön rutschig ist.

Endlich Schnee! ©Yak 2004
Kurzer Schneeschauer zwischendurch.

Es wird endlich etwas flacher, geht durch ein niedliches Christbaumwäldchen, aber bald steilt es wieder auf. Und da merke ich, dass entweder meine Füße oder meine steigeisenfesten Bergschuhe sich in den letzten Wochen verändert haben: eine Blase an der rechten Ferse und natürlich ist es zu spät als ich sie mit einem Blasenpflaster versorge.

Verletzungspause im Sonnenschein; © Yak 2004
Verletzungspause im Sonnenschein.

Nun tut zwar der Fuß weh, aber der erste Muggel ist nicht mehr weit. Auf den letzten Metern beobachten uns die Gemsen, ein wenig erstaunt scheinen sie schon, dass Menschen hier im Schnee umherkraxeln.

Zwischenspurt; © Yak 2004
Zwischenspurt zum ersten Muggel.

Sogar etwas Panorama gibt es zwischendurch zu bewundern, wir genießen es und denken an die Berchtesgadener im schneelosen Osttirol und grinsen breit in uns rein.

Panorama; © Yak 2004
Schnee und Sonne, was braucht man mehr?

Unten im Tal ist es aber immer noch grün:

Noch grün im Tal; © Yak 2004
Dramatische Wolkenspiele über dem grünen Ötztal.

Und schon, nach etwas über zwei Stunden, ist der Narrenkogel (2.310m) erreicht. Hier haben wir das nächste Ziel, den Poschach- oder auch Hühnerkogel im Blick (ob Hühner tirolerisch für Bunnys ist?), links davon in den Wolken, das müsste die Wasserfalle sein?

Der Hühnerkogel; © Yak 2004
Der Hühnerkogel und dahinter in Wolken der Knogel...

Fast hätten wir doch das Gipfelfoto vergessen:

Am Narrenkogel; © Yak 2004
Am Narrenkogel, 2.310m

Es geht weiter auf einem Rücken entlang, so gemütlich wie in den Kitzbühelern.
Aber nun hat der Wettergott wohl Yaks ständiges "Ist das Alles?!?" gehört und schickt wieder Schnee vom Himmel. Und gar nicht mal so wenig. Der Wind, der uns auf dem Rücken unangenehm von der Seite trifft, macht aus den geschätzten -10° eher gefühlte -25°...

Wir haben inzwischen alle Vliespullis und Anoraks an, die wir dabeihaben, und als wir am Fuß des Hühnerkogels auf einen Wegweiser stoßen, der nach Niederthai weist, beschließe ich auf meinen schmerzenden Fuß zu hören und schlage den Abstieg vor.
Dohle und Hawkeye wollen bei diesem Wetter nun auch nichts mehr erzwingen. Mittlerweile ist Sicht auch nur noch ab und an vorhanden, wie der weitere Weg aussieht lässt sich von hier aus kaum einschätzen.

Nach ein paar Metern verlieren wir aber die Wegspur, Markierungen sind auch nicht mehr zu sehen. Wir konsultieren unsere AV-Karte und stellen fest, dass dieser Weg den Hühnerkogel umgeht und dabei einen ziemlich steilen Hang quert. Ohne Weg bei feiner rutschiger Schneeauflage ist das ein gewagtes Unterfangen, also kehren wir um und entscheiden uns dafür den zwar unangenehm steilen aber doch bekannten Aufstiegsweg abzusteigen. Hier wissen wir wenigstens, dass wir den Weg auch bei zugeschneiten Markierungen und wenig Sicht finden, wie es in der anderen Richtung weitergeht, lässt sich nicht abschätzen.

Yak kann allerdings nicht nur mit einem Muggel heimfahren und "joggt" schnell noch die 150 hm auf den Hühnerkogel. Wir trinken ein wenig Tee gegen die Kälte und gehen dann langsam wieder Richtung Narrenkogel.
Bevor nun die Ermahnungen kommen: wir haben uns aber nach wenigen Metern ein halbwegs windgeschütztes Plätzchen gesucht und natürlich gewartet. Ausrutschen kann bei diesen Bedingungen jeder, und hätten wir erst 400 Meter weiter unten gewartet, hätten wir im schlimmsten Fall erst viel später gemerkt, dass unser Yak abgeht... Wir beschließen also, nach Ablauf eines Zeitlimits, per Handy nachzuhorchen, ob alles in Ordnung ist. Und prompt taucht er in einer Wolkenlücke im Abstieg auf, als ich gerade wähle.

Den Gipfel hat Yak erreicht, allerdings nur unter Zuhilfenahme des Kompass und das Panorama hat sich auch vornehm zurückgehalten...

Am Hühnerkogel; © Yak 2004
Das Gipfelkreuz am Hühnerkogel.

Wir bewegen uns langsam wieder vorwärts, jetzt da Yak den flachen Rücken erreicht hat. Wir müssen uns auch einfach bewegen, inzwischen ist uns wirklich kalt geworden.

Auf dem Rückzug; © Yak 2004
Auf dem Rückzug klart es natürlich langsam wieder auf!

Der Blick ins Tal zeigt, dass es doch wesentlich mehr geschneit hat, als wir erwartet haben. Oben auf dem Bergrücken hat es sogar schon ein paar überraschend tiefe Verwehungen gegeben.

Schnee!!! ©Yak 2004
Echtes Winterfeeling!

Bald ist der Narrenkogel wieder erreicht und jetzt, da wir den Weg wieder kennen, gibt es überhaupt keine Sichtprobleme mehr. War ja zu erwarten...

Narrenkogel von oben; © Yak 2004
Der Narrenkogel von oben.

Jetzt beginnt der steile Teil, es geht über einen Steig, viele Felsen unter dem Schnee versteckt, ziemlich rutschig. Vorsicht ist geboten und es gibt den einen oder anderen Ausrutscher. Absturzgefährdet ist es glücklicherweise nicht, das kommt erst später im Wald...

Der Abstieg strengt ziemlich an, und wir erinnern uns an die Hütten, an denen wir im Flachstück vorbeigekommen sind und beschließen eine Essenspause.
Und der Rastplatz ist wirklich luxuriös: ein überdachter Unterstand, zwar mit offenen Fenstern, dafür mit Bank und Tisch!

So gestärkt bringen wir die nötige Konzentration für die letzten 400m Abstieg auf und kommen alle vier wohlbehalten um 15h30 wieder am Auto an.
Ja, richtig gelesen, es war wirklich noch hell ;-)

Da im Ötztal um diese Jahreszeit alle die Ruhe vor dem Sturm genießen und kein offener Gasthof zu finden ist, trennen wir uns in Ötz. Dohle und Hawkeye machen sich mit dem VW-Bus (mit Sommerreifen) auf den Weg über den Fernpass - zum Glück sind sie offensichtlich heil heimgekommen!

Yak und ich fahren mit seinem winterbereiften Allradgefährt durchs Kühtai, schauen dort im Vorbeifahren den Schneekanonen bei der Arbeit zu, und finden tatsächlich den Forellenwirt offen mit eingeheizter Stube vor und kommen so noch zur besten Grillforelle in den Alpen.
Ein gelungener Abschluss für einen gelungenen Tag!

Es war wieder einmal eine SAN-Tour, die den Namen auch verdient. Alle, die nicht dabei waren, haben einen schönen Start in den Winter verpasst, aber es wird ja nicht die letzte Tour gewesen sein.

Bericht von Pet, Fotos von Yak

P.S. Für den Dezember ist eine Weißbierverköstigungstour im Gespräch, damit gewisse Berchtesgadener Skitourengeher endlich auch einen Anreiz zum Mitkommen haben!

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