Mäkki


Liebe Freunde, Sektionskameraden und Gäste,
Ihr müsst jetzt ganz stark sein! Es ist an der Zeit für ein längst überfälliges, aber auch völlig überflüssiges (weiß eh schon jeder) Outing:
Ja, ich bin ein Fast-Food-Fan!
Ja, ich liebe es fettige kalorienhaltige Pommes, glutamatgetränkte Burger aller Art und Cola mit 22 Stück Zucker auf den halben Liter zu verspeisen. Ja, ich gebe zu nach einer Woche Entzug Heißhungergefühle, Zittern in den Fingern und schlechte Laune zu bekommen.
Puuh, jetzt ist es raus.

Was liegt also näher als ins Land des Ursprungs zu reisen, da wo die Leckereien ihre Herkunft haben, da wo der Hamburger Royal noch Quader Pounder heißt (wegen dem metrischen System, wissen wir seit PulpFiction), nach USA. Wunderschöne Landschaft, schneeweiße Traumstrände, an denen einem nach einen Badeunfall Pamela Anderson (Baywatch) mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung aus der Ohnmacht holt, um nach dem Ausblick beim Öffnen der Lider in selbige zurückzufallen und natürlich als Höhepunkt der Makki, Burger und Pommes. Doch es sollte alles ganz anders kommen, aber von vorne.

Als ich der näheren Umgebung von meinem Vorhaben erzählte, stieß ich allerdings auf Unverständnis:

„Hey Bunny, ich bin ein toller Hecht und möchte zum Makki, kommst mit?“
„Deine vorpubertäre Anmache kannst Du Dir wohin stecken...“

„Na da wirst Du ganz schön zunehmen!“
Das Gegenteil war der Fall

„Pass auf, dass Du Dir die Eier nicht verbrühst!“ (man erinnert sich an den Rechtsfall)
„Na besser als abfrieren“, denk ich mir

Selbst mein Bergsporthändler, als ich erzählte, dass ich zum Makki will:
„Ja, gleich da vorne links und nach 200m sieh’st ihn schon, und bring mir Pommes mit Mayo mit“
Ich ließ trotzdem den Gegenwert von vielen hundert Burgern dort und beschloss meine Pläne für mich zu behalten.

Sicher macht so ein Ausflug ganz allein nicht soviel Spaß, also suche ich mir als verwöhnter Pauschaltourist eine Reisegruppe Gleichgesinnter, interessanterweise im schönen Österreich. Zu einem ersten Getratsche trafen wir uns dann in Linz und ich war erst mal überrascht. Das sind Makki-Fans? Gegen die sieht ja eine frische Schrobenhausener Spargelstange aus wie ein Michelinmännchen. Doch die Referenzen sahen anders aus, Makki in Polana Asau, Makki in Mendoza, irgendjemand sprach sogar von den Makkis auf allen Kontinenten, die sogenannten Seven Makkis (man stelle sich im Bezug zur aktuellen Diskussion die Bestellung im Makki im Südsattel vor: „Ein Sauerstoff-Maxi-Menü und einen McDex bitte“). Um nicht gänzlich zu verstummen trug ich die Makkis am Irschenberg und in Kufstein bei ?!? 
Ein Bunny war auch dabei (selten bei Makki-Fans), aber das Makki-Bunny war das Makki-Bunny vom OberMakkireisechecker, kurz, selbst wenn man wollte, da wäre keine Apfeltasche zu holen 
Auch neue Wanderschuhe sollen für den Makki wichtig sein, aber beim Ausprobieren dieser am Makki hinterm Tegernsee stieß ich damit nur auf überraschte Blicke.

Auch sollten wir noch ein paar Informationen zum Makki lesen, die Ihr Euch hier mal anschauen könnt (vielleicht hätte ich es auch tun sollen):

http://www.nps.gov/dena/home/mountaineering/pdf/german.pdf
(Achtung: Der Exorzist liest sich dagegen wie eine Gute-Nacht-Geschichte für Kleinkinder)

Wie, den Kübel zum Pullern mitbringen, wenn man einen Burger essen will? Da wundert mich nicht, dass andere Futterketten in den USA erfolgreicher sind.

Die Spannung stieg natürlich an bis es endlich losging. Leider noch der nervige Flug. Wieso werden Zwerge jetzt eigentlich bei Bau und Dimensionierung von Flugzeugsitzen eingesetzt, die machten doch Ihre Arbeit im Bergbau ganz gut.

Endlich in den USA angekommen, war ich natürlich genauso begeistert wie überrascht: „ Hey nett hier, man könnte sogar Bergsteigen“. Aber diesmal bin ich ja wegen etwas anderem hier!



Hat der Hasei wieder so einen Drecksberg ausgesucht und dann die Standardausrede: „Der Bus schafft’s nicht“. Gut, zugegeben, der Bus hätt’s diesmal wirklich nicht geschafft.


Interessanterweise fuhren wir nun aus der Stadt weg auf’s weite Land, gut vielleicht steht der Makki in USA einfach woanders, hier ist ja vieles nicht so wie daheim. Aber zuerst wird eingekauft, was ich wieder nicht verstand. Wieso muss man für 11 Leute 1500,- $ für Nahrung ausgeben, wenn man doch eh zum Makki kommt und sich dort das Essen bestellen kann.


Der Erste von drei Einkaufswagen

Natürlich war auch optisch etwas für die Frauen geboten, die perfekte Mischung zwischen Brat Pitt und Viggo Mortensen (speziell für Andrea). Schafft man das durch regelmäßigem Makkigenuss?


Unser Fahrer Bill

Weiter geht’s und laut Reiseleitung gab’s den ersten Blick zum Makki. Ich sah zwar nur Wald und Berge, aber er soll ja auch noch 100 Meilen weg sein. Und schon wieder rein ins Flugzeug (aber ein kleineres), aber vorher noch das öffentliche Wiegen von Gepäck und Mensch, was dann wieder eher peinlich war, weil die Waage bei 260lbs (Amerikanische Pfund) ihrer Endpunkt hatte (...mit Kleidung, Schuhen und Fotoapperat). Auf alle Fälle war ich im Ranking deutlicher Sieger, ein echter Makki-Fan halt.

Und nun endlich, nicht nur schneeweiße Traumstrände, sondern sogar schneeweiße Landebahnen. Hier, nahe dem Makki ist die Welt einfach noch in Ordnung: Keine Terrorangst, keine übertriebenen Sicherheitschecks, kein Schuhausziehen (das sollte man sich einmal vorstellen). Schade nur, dass Pam Anderson nicht da war, aber wie man mir sagte, können ab gewissen Höhen wohl Implantate (weiß der Teufel, was das schon wieder ist) platzen.


Landung am Kahiltna International Airport

Und nun kam zu meiner Verwunderung der Reiseleiter auf die Idee, wir könnten doch hier auch Skifahren. „Ich habe meine Skischuhe nicht dabei“, war meine kritische Antwort. „Ach, das geht auch so“. Der vielzitierte Aff auf dem Schleifstein nahm dadurch für mich sehr realistische Züge an.

Äh, Yak, wo sind eigentlich die Esel, die das Gepäck ins nächste Lager transportieren? Und die Scherpas, die in den Camps Cola und Bier verkaufen? Alter Märchenonkel!
Die Esel wurden dann doch noch gefunden.


Gepäcktransport

Schnell gewöhnten wir uns auch an die Tatsache, dass in den USA Getränke grundsätzlich mit Unmengen von Eis serviert werden.


Getränke

Bisher dachte ich auch immer, dass die Genießer von Fast-Food weltoffene moderne Menschen sind. Ich wurde eines besseren belehrt. Alle begannen, sich Mauern zu bauen, damit ja kein Nachbar einen Blick ins wohlbehütete Feriendomizil wirft. Dass so eine typisch deutsch-spießige Eigenart sich weltweit ausbreitet, schade.



Unschöner Blickschutz

Ob man sich nun Makki-Fans aus Russland als Nachbarn sucht, bleibt jedem selbst überlassen. Auf der einen Seite die Vorteile, dass man ausreichend mit Tabak und Alkoholischem versorgt wird, auf der anderen Seite nächtelange Feiern, die einem den Schlaf rauben und der Genuss fünfminütiger Lobgesänge russischer Volksweisen auf den gelungenen morgendlichen Stuhlgang.

Apropos Stuhlgang, da kann jetzt nicht mal das Häusl auf dem Weg zum Makki am Königssee (sorry @pet) mithalten, der Topf mit der schönsten Aussicht der Welt.




WC auf dem Weg zum Makki

Allerdings bin ich schon am grübeln, ob ich hier noch richtig bin. Hier der Makki? Zwischen all dem Schnee? Wenn ich jetzt mit Hupf am Ortler unterwegs wäre, könnte ich mir wenigstens die Finger abfrieren, dann hätte ich was zum angeben, aber so. Auf der anderen Seite sind hier so viele Menschen unterwegs, da rentiert es sich natürlich, eine Burgerbude aufzustellen. Immerhin sollte man bedenken, dass die Leute hier über 14 Tage nur von Expeditionsfutter und Trockennahrung leben, da ist es natürlich schon ein Genuss endlich wieder etwas Frisches und Gesundes (hüstel!) zu sich zu nehmen. Doch die Zweifel bleiben.


Viele hungrige Menschen auf dem Weg zum Makki

Und dann, in einer der endlosen Diskussionen über Akklimatisierung, Schlafüberhöhung und Sauerstoffsättigung im Blut (Keine Ahnung was der ganze Unsinn soll) fiel das endscheidende Wort, der Missing Link, warum hier der Makki steht: Höhendeterioration
Was ist denn das? Ich hab’s mir erklären lassen. Empirische Versuche haben gezeigt, über 5000m bis 5300m nimmt das Körpergewicht nicht mehr zu. Man kann also essen soviel man will...und klingelt’s?
Ja natürlich, hier muss ein Makki hin, 5 Maxi-Menüs ohne schlechtes Gewissen verspeisen, den Zahlenfriedhof auf der Rückseite des Tablettpapiers (Kalorientabelle) einfach in der Pfeife rauchen (Stop: USA = Nichtraucherparadies).

Die Euphorie stieg wieder, ja es drohte sogar die Übermotivation, wie wir bei anderen Makki-Gruppen beobachten konnten. So begannen einige sich zu übergeben, um mehr Platz im Verdauungstrakt für Makki-Produkte zu schaffen. Andere simulierten Erfrierungserscheinungen an Händen und Füßen, um die Suche nach dem Makki mit Hubschrauber fortsetzen zu dürfen (...climby, jetzt wird’s makaber! ... ok,ok, ich hör schon auf).

Ach ja, Danke lieber Yak für den großartigen Tipp, Cola ins Hochlager-Depot zu legen (der Makki hätte genug davon), ich hatte ja sonst nichts zu tragen. Und fang jetzt bloß nicht zum labern an, mit der Roten wär’s nicht passiert. Es erforderte 2 Nächte lang frische Eier im Schlafsack sowie bei jedem Umdrehen ein Schlag in dieselbigen, um das Gesöff wieder in einem trinkfähigen Aggregatszustand zu bekommen.


Gekühlte Cola

Und dann war es endlich soweit, wir gingen zum Makki! Mich fröstelte vor lauter Aufregung, wegen der Spannung bekam ich kaum Luft zum Atmen. Nach einer gemütlichen Wanderung kamen in unserem Vierer-Makki-Team bei den anderen plötzlich Zweifel an unserem Vorhaben auf. Besonders am Football-Field (weiß doch jeder, dass neben einem guten US-Football-Feld auch ein Makki steht) strebten einige nach rechts, „ist doch auch fast wie der Makki“, war das Argument. Ich betonte, dass dieses Kahiltna-Horn (vergleiche Bielefeldt-Weichei...climby, nicht so überheblich) nicht konform zu meinen heterosexuellen Neigungen läuft und konnte alle davon überzeugen, nur am echten Makki ist ein Makki. Doch was war das?


Ein suchender climby

Weit und breit nichts zu sehen, kein Flachbau mit großen goldenem M vor der Tür, keine netten VerkäuferInnen, die einem Fast-Food servieren, keine Burger, keine Pommes.




Kein Makki zu sehen

Welch eine Enttäuschung. Bei den anderen war es sogar so schlimm, dass das Entsetzen über die Situation in eine Art Wahnsinnszustand überging, der sich in Umarmen und Hände schütteln manifestierte sowie ein Geschwafel von „nur noch 3“ und „geschafft“ zur Folge hatte.

Wir benötigten natürlich schnell Ersatzbefriedigung und zurück in der Zivilation wurde erst mal ein Bier bestellt, ein Pitcher für 5 Personen. „Wie viel ist denn ein Pitcher“?, und nach der Antwort (1,5l) musste ich schon nachfragen: „Was trinkt Ihr“?


Die Enttäuschung verarbeiten

Auf der Speisekarte entdeckte ich dann Burger mit Pommes, aber ist das ein adäquater Ersatz? Natürlich nicht. Das ist, wie wenn man einen Sechstausender machen möchte und dann den Hirschberg bügelt. Zur Info, das ist übrigens schon die zweite Portion. Da meine Digital-Kamera eine Auslöseverzögerung von 0,7 Sekunden hat, konnten von der Ersten keine Aufnahmen gemacht werden.




Kein Ersatz, aber wenn man Hunger hat

Doch wer wird denn so leicht aufgeben. Die Suche wird einfach per Auto fortgesetzt. Doch auch hier genau dasselbe, schöne Landschaft ja, aber deswegen bin doch nicht hier. Wobei die amerikanischen Fortbewegungsmittel schon cool sind. In den vorderen Cupholder die Pringles, in den hinteren die Cola, dank Automatik und Tempomat entspanntes Fressen und Fahren, doch kein Vergleich zum...ich sag’s schon nicht mehr.


Im Südosten Alaskas

Selbst mit dem Schiff versuchten wir unser Glück, wir sahen Wale, Weißkopfseeadler, Seelöwen und Bären, ja sogar den Gletscherbruch ins Meer, aber nicht das was wir suchten. Apropos Bären, da muss nicht nach Alaska fahren, die gibt’s mittlerweile in Bayern auch.


Der Meares-Gletscher im Prinz-William-Sound bricht ins Meer

Am letzten Tag in Alaska (Freitag der, 09.06.06), man versucht sich abzulenken wo es nur geht und schaut im US-Fernsehen das Eröffnungsspiel Deutschland – Costa Rica (Der amerikanische Kommentator ist hellauf begeistert von Schwwainssstaiger), doch beim Blick auf die Bandenwerbung kann ich trotz der Freude über den Erfolg unseres Teams die Tränen kaum zurückhalten.

Zusammenfassend ist zu sagen, die ganze Reise ein Flop, ein Misserfolg und betrübt verlasse ich Alaska ohne mein Glück gefunden zu haben. Wahrscheinlich beginne ich nun Kafka zu lesen und werde mich meinen Depressionen hingeben. Der nervige Heimflug mit den unbequemen Sitzen tut sein Übriges dazu, doch diesmal tut etwas Entspannung beim 9-stündigen Zwischenstop in Denver gut. Ein schönes Städtchen (3,4 Mio Einwohner) interessanter Kurzstadtrundgang, alte Westernfassaden zwischen Wolkenkratzern und dann das:


In Denver

Ich traue meinen Augen kaum, kann es denn wirklich wahr sein? Der ganze Aufwand, die ganzen Strapazen, dabei wäre es so einfach gewesen. Mein Glück ist so unfassbar, der ganze Ärger über das Reisebüro wie weggeflogen, ja sogar eine optimale Planung, sich den Höhepunkt für den letzten Moment aufzubewahren.

Und obwohl es kaum anders schmeckte als daheim, es war der geilste Makki meines Lebens. Wer ist eigentlich der Denali ;-)

Viele Liebe Grüße von climby

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