4 Tage Klettersteigkurs im Wilden Kaiser und Ötztal im Juni 2003

Am 19.06. sollten wir uns eigentlich mittags auf der Kaindlhütte treffen, aber zufälligerweise waren wir bis auf zwei alle gleichzeitig unten am Lift in Kufstein und konnten uns so beim Aufstieg ab der Bergstation schon ausgiebig austauschen und kennenlernen. Ich denke schon am ersten Tag war klar, die Stimmung in der Gruppe ist super und alle verstehen sich.
Insgesamt waren wir 10 mit Climby, der den Kurs geleitet hat: Gisela (gggg), Dagi (gramerin), Steffi, Yvette, Achim, Frank, Rainer, Kurt (Corrie bzw. Karratte), Pet und eben Climby.

Auf der Kaindlhütte treffen wir Andy, der uns sein Grußwort als Vorsitzender persönlich überbringen wollte und sich dann über den Scheffauer auf den Weg zurück macht, während wir mit einer kleinen Übungseinheit loslegen.

Brotzeit bei der Kaindlhütte
Erstmal eine gemütliche Brotzeit an der Kaindlhütte

Climby und Frank (der auch Übungsleiter bei der SAN ist) bauen uns einen schönen Übungsklettersteig aus Seilen, Karabinern, Bandschlingen usw. an einem kleinen Felsen. Der ist dann auch durchaus gar nicht so einfach zu besteigen, nachdem wir stundenlang in der matschigen Wiese bei Anseilübungen herumgestanden sind...
Am Ende haben es alle geschafft, und als Belohnung dürfen wir dann noch ein bißchen "rumhängen" - im Sitzgurt, um zu checken, daß er auch wirklich sitzt!

Achim beim Kraxln
Achim erklimmt den Übungsfelsen
er ist doch bezwingbar!
Das ist doch gar nicht so schwer!

Nach einem exzellenten Essen auf der Kaindlhütte gibt's dann noch ein bißchen Theorie: Kartenlesen, Tourenplanung, Wetterkunde.
Und hier taucht auch schon das Hauptthema des Wochenendes auf - der Klettersteig an der Burgsteinwand, geplant für den Sonntag!
In den Klettersteigführern als durchaus schwierig beschrieben, spukt er uns allen von Anfang an im Kopf rum, und ist bei allen anderen Plänen nicht mehr rauszukriegen. Diese Wand hat uns schon bevor wir sie überhaupt gesehen haben, einen Heidenrespekt eingejagt...

Am nächsten Morgen ist das Wetter leider gar nicht so toll, also erstmal ausgiebig das hervorragende Frühstück genießen und bei weiterer Theorie abwarten.
Gegen 11h scheint es endgültig trocken zu bleiben, die letzten Regenschauer haben sich verzogen, die Sonne schaut schüchtern hervor und wir legen los.

Das wichtigste: der Apfel!
Doping: Kurt und die Äpfel...

Der Klettersteig ist fast vollständig abgetrocknet, es gibt keine großen Schwierigkeiten, nur der eisige Wind verleidet uns die Gipfelrast, die wir ein Stück weiter nach unten verlegen.

Am Gipfel des Scheffauer
Kurzer Panoramablick vom leider ungemütlichen Gipfel
in der zugigen Scharte
Es schmeckt trotz eisigem Wind

Und dann erfahren wir, was Climby mit "Kondition für 3 Std. Aufstieg, 700 hm" meint:
Der Rückweg Richtung Hintersteiner See, über die Walleralm und das Hochegg zieht sich doch ganz schön, und die Abendessenszeit um 19h können wir keinesfalls einhalten. Von der Walleralm rufen wir auf der Kaindlhütte an, die Wirtin ist nicht sehr begeistert, aber am Schluß sind wir alle um 20h30 wieder auf der Hütte und bekommen noch ein genauso leckeres Essen wie am Vorabend.
Rechtschaffen müde werden wir um 22h gnadenlos in die Lager und Betten gejagt, diesmal haben auch die Schnarcher ein Einsehen, und wir sind alle gut erholt beim Frühstück am nächsten Morgen.

Wir steigen zum Kaiserlift ab und fahren ins Ötztal, erledigen hier die letzten Einkäufe und dann geht's richtig los: der Klettersteig am Lehner Wasserfall - landschaftlich grandios immer über dem Wasserfall.
Hier stelle ich fest, daß er mir doch einen ziemlichen Respekt einjagt, und ich schaue, daß immer jemand in meiner Nähe ist, den ich ein bißchen bequatschen kann, um mich abzulenken - aber große Schwierigkeiten gibt es eigentlich nicht, man braucht schon ein bißchen Kraft an manchen Stellen und es hilft ab und an auch, wenn der Vorangehende einem die besten Tritte und Griffe zeigt, aber man hängt halt doch weit oben über dem Wasserfall in der Wand!
Hier leisten alle in der Gruppe tolles Teamwork und helfen sich gegenseitig und so sind wir nach etwa zwei Stunden alle glücklich oben.

Pet und Climby
Jetzt geht's los!
Rainer
Rainer ist hochkonzentriert
Adrenalin!
Gipfelglück auch ohne Gipfel

Während der Rast entdecken wir, wie das Seil, an dem wir uns alle noch vor kurzem hochgezogen haben, festgemacht ist - sehr eindrucksvoll:

Drahtseilbefestigung
Wieviele Kletter auf einmal mag der Baum wohl aushalten?

Am Auto zurück, geht es gleich weiter nach Ötz, und nach ein bißchen Hin- und Hergefahre und Suche entdecken wir dann auch die Zufahrt zum Klettergarten, in dem sich die "Moosalm-Ferrata" befindet.
Kurzer Anstieg auf einer Forststraße, und wir stehen direkt am Einstieg.

Die Moosalm-Ferrata ist auch ein Sportklettersteig, der von der Gemeinde gebaut wurde. Der Fels ist herrlich, warmes griffiges Urgestein, meist hängt man mit den Händen im Drahtseil und hat die Füsse gegen den Fels gestemmt. Kaum Eisenklammern oder ähnliches, nur zwei Leitern weiter oben, von denen die letzte einen etwas kniffligeren Ausstieg bietet.
Laut Führer ist dieser Klettersteig schwieriger als der am Lehner Wasserfall - wir können das nicht unterschreiben, der erste hat uns auch allen besser gefallen.
Ganz schrecklich ist der Abstieg: so gut wie weglos durch eine steile Wiese mehr rutschend als gehend. Hier hat man offensichtlich nicht daran gedacht, daß die Klettersteig-Geher sich nicht abseilen.

Zurück in der Pension freuen wir uns alle auf die Dusche und auch die Pizza hinterher schmeckt herrlich!
Und hier entschließen wir endgültig: das Schreckgespenst Burgsteinwand ist den meisten von uns definitiv noch ein bißchen zu schrecklich. Bis auf Rainer und unsere beiden Übungsleiter will keiner diesen Klettersteig wagen.
Und so beschließen wir - ganz dem Gruppengefühl der 4 Tage entsprechend - am nächsten Tag auf den Hundskopf im Karwendel zu steigen.

Nach zeitigem Aufbruch im Ötztal sind wir bei noch erträglichen Temperaturen am Parkplatz und laufen durch steile Latschen- und Geröllfelder los.
Kurz bevor der Klettersteig zum Gipfel losgeht, scheiden sich dann doch die Geister. Yvette, Achim und Frank wollen nicht auf den Gipfel, Dagi und ich kehren um und gesellen uns noch dazu, und wir genießen eine ausgedehnte Rast in der Sonne, beobachten die Staus auf der Inntalautobahn und noch lieber das umliegende Panorama.

Am Hundskopf
Das Gipfelteam

Als die 5 Gipfelstürmer zurückkommen, wird es auch schon knapp, Frank und Rainer müssen zum Bahnhof nach Innsbruck, ich bin ihr Chauffeur, also beeilen wir uns abwärts.
Die Zeit reicht dann allerdings doch noch für ein gemeinsames Bier mit allen, bevor wir uns verabschieden müssen.

Schade, ein tolles Wochenende geht zuende, es hat uns allen viel Spaß gemacht!
Climby ist ein toller Übungsleiter, bis auf die kleine Schwäche mit der Tourenplanung ;-)

Nun werden wir alle fleißig üben und wir haben schon einen Aufbaukurs im nächsten Jahr angedacht. Zumindest werden wir uns wieder treffen und dann gehen wir sie ja vielleicht doch an - die Burgsteinwand!

Text&Bilder : Pet

 

zur Startseite


Copyright (c) 2004 Sektion-Alpen.Net