10 kleine Negerlein… oder der SAN Eiskurs 2005


Teil 1: Kaunertal - Gepatschhaus

Lang ersehnt und endlich war es soweit: Climby hat wieder einen Eiskurs veranstaltet, dieses Jahr verteilt auf zwei Wochenenden, um den 25. Juni am Gepatschhaus (Kaunertal) und um den 9. Juli auf der Braunschweiger Hütte.
Angemeldet waren 8 Teilnehmer, zwei mussten kurzfristig absagen. Bei mir hatte die Sommergrippe zugeschlagen, aber da ich schon einen Tag fieberfrei und die Hütte per Auto erreichbar war, hab ich die Grippe einfach ignoriert. So blieb es dann doch bei 6 Kursteilnehmern (Eve, Harald, Joachim, TJ, Tobi, Pet), die sich Freitag abend in der Pizzeria im Kaunertal mit Climby und diversen Begleitern und Nordwand-Aspiranten zum Abendessen getroffen haben.

Begleitet werden wir auch von ein paar Outdoor-Digitalkameras, die wir ausgiebig testen dürfen - Mike schreibt einen Bericht für ein neues Magazin und wir helfen ihm gerne!

Nach der Auffahrt zum Gepatschhaus und dem Bezug der Lager, versammelt uns Climby in der Stube zur ersten Lektion: Lose Rolle kann man schließlich auch am Tisch üben!

Am nächsten Morgen ist dann endlich Praxis dran, wir fahren hoch Richtung Gletscher und suchen uns ein schönes Firnfeld für die Sturz- und Bremsübungen.

© SAN 2005
Wo ist das Eis?

Jeder darf sich mehrfach den Hang hinunterstürzen und Bremsen - auf dem Bauch, auf dem Rücken, Kopf nach oben, Kopf nach unten…

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Erst mal Speed aufnehmen…

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Testknipser

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Auch Mike testet mal die Kleinen

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Tobi stürzt sich hinab

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Tarkan mit Schwung…

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Eve rückwärts und kopfüber

Ein Teil der Gruppe sucht sich noch ein längeres und steileres Stück zum Abrutschen.
Nach diesem Spaß graben wir nun T-Anker und testen anschließend auch die Haltbarkeit.

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Belastungstest eines Firnankers

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Und zieht!

Climby versucht noch einen Mitreißsturz zu zeigen, das ist aber im weichen Sulz so gut wie unmöglich, also steigen wir ab und fahren zum Klettergarten für den nächsten Teil: Knotenkunde.

Da gibt es endlich Brotzeit und dann ran an den Fels, zunächst checken, ob der Gurt auch richtig sitzt.

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Ein bisschen Abhängen

Dann heißt es Knotern üben: Sackstich, Achterknoten, Mastwurf, Halbmastwurf, Prusikknoten, Gardaknoten, bis uns der Kopf schwirrt…

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Welcher ist das jetzt?

Langsam werden die Wolken dichter, der angekündigte Regen scheint aufzuziehen und der offizielle Teil ist beendet. Da der Klettergarten aber wirklich wunderschön ist, können wir uns nicht trennen, Joachim und Harald klettern noch ein wenig und auch Tarkan muss das endlich einmal ausprobieren!

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Tarkans erste Kletterversuche

Weit kommt er nicht, denn auf einmal platzt der Regen los und verwandelt das griffige Urgestein in glitschige von Flechten überzogene Felsen. Climby holt noch in einem heldenhaften Quereinstieg mit Badelatschen den Karabiner vom Umlenker und dann schnell zurück zur Hütte.

Das Abendessen gestaltet sich leider ein wenig unkoordiniert, ein Teil kommt viel früher als angeküdigt, die anderen warten, bis die ersten schon fertig gegessen haben, aus der geplanten Wiederholung der Losen Rolle wird erstmal nichts. Überhaupt ist die Bedienung auf der Hütte eher unentspannt, das auf anderen Hütten bewährte Deckelsystem kennt man hier nicht, es wird immer gleich abkassiert, wirkliche Gemütlichkeit kommt da nicht auf - aber wir sind ja eh nicht zum Spaß hier!

Inzwischen sind auch unsere Nordwand-Helden Melanie, Alex und Yak, wieder zurück und erholen sich bei einem ordentlichen Essen vom anstrengenden Tag (Bericht von Yak), während wir uns wieder der Theorie widmen.
Danach geben wir noch unsere Testberichte zu den Kameras an Mike weiter, sobald sein Bericht fertig ist, erhalten wir ein Exemplar.

Am nächsten Morgen geht es wieder mit dem Auto bis zum Klettergarten und von dort steigen wir zum Gletscher auf. Hier werden erst einmal die Steigeisen angelegt, und dann geht es ab auf den blanken, schmutzig-grauen Gletscher.
Da es ziemlich kalt und windig ist und mir die Grippe noch ziemlich zu schaffen macht, verabschiede ich mich nach ein paar Minuten und suche mir auf halbem Weg einen sonnigen und windgeschützten Platz, von dem aus ich die Gruppe auf dem Gletscher beobachten kann.

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Climby demonstriert den Tanz auf dem Eis ;-)

Fast zwei Stunden lang bleiben sie an einer großen Spalte und lernen den Schweizer Flaschenzug, testen Eisgeräte, wandern dann weiter und springen auf dem Gletscher herum.

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Gleich wird die Spalte geborgen…

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Jetzt noch testen, was am "Tschock!" so besonders ist…

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Oh je! Das nächste Opfer… Tschock!

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Spalten bestaunen…

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…und überspringen

Das Wetter hät, es ist warm und wir sind alle schon am Nachmittag (im Hellen!) wieder am Auto - ganz untypisch für die SAN ;-)
Diejenigen mit der längeren Heimfahrt verabschieden sich und der Rest testet noch die Forellen in der Fisch Farm am Taleingang.

Danach machen auch wir uns auf den Heimweg und freuen uns schon auf den zweiten Teil!

Teil 2: Ötztaler - Braunschweiger Hütte

Und leider geht der Teilnehmerschwund weiter - Eve hat einen Bandscheibenvorfall und kann daher nicht mitkommen. Gute Besserung noch einmal!

Da waren´s nur noch fünf…

Tarkan und ich holen im Berchtesgadener Land noch einen Helfer für den Kurs ab - ihr werdet es nicht glauben, aber es ist tatsächlich der sagenumwobene Hasei! - und treffen uns dann mit Climby am Inntaldreieck. Wir ignorieren alle McDonalds-Rufe unseres Kursleiters und sind so schon um kurz nach 18h auf dem Weg von Mittelberg im Pitztal hinauf zur Hütte.

Nach wenigen Metern kommt ein Auto vorbei und ein rabiater Einheimischer fordert uns auf, die Rucksäcke reinzuwerfen, Widerspruch duldet er nicht, also was bleibt uns übrig?
Freundlicherweise hat er die Rucksäcke gleich in der Materialseilbahn deponiert, aber wir kennen keine Gnade, Climbys Gejammer wird übergangen, als wir die Rucksäcke wieder rausnehmen und schultern. Selber schuld, wer drischt denn ständig diese Helden-Sprüche? Wir sind schließlich nicht zum Spaß hier, Hasei faselt irgendwas von Training und wir sehen nur, dass der Rucksacktransport eine Gebühr kostet und wollen diese lieber in ein Weißbier investieren.
Eigentlich tu ich mir ja keinen Gefallen damit, mein Husten plagt mich noch ganz schön und die 1.000 Höhenmeter werden doch ganz schön anstrengend mit dem schweren Rucksack. Aber um 21h15 haben wir es auch geschafft. Da Harald und Joachim schon oben sind, finden wir sogar noch einen Platz in der total überfüllten Stube (es sind offensichtlich Unmengen Fernwanderer unterwegs) und wir bekommen sogar noch eine Gulaschsuppe (im Brottopf!)

Climbys Telefon vibriert, es werden doch nicht weitere Negerlein abspringen? Nein, Melanie und Tobi sind im Ötztal und schaffen es heute nicht mehr auf die Hütte, werden also im Auto schlafen und morgen früh aufsteigen. Das ist echter Berggeist ;-)

Beim Aufstieg hat es angefangen zu regnen und auf Höhe der Hütte (2.759 m) schneit es, das sind ja tolle Aussichten für das Wochenende, der Wetterbericht hat scheinbar doch einmal recht… Naja, wir werden ja sehen.

Da die Hütte so voll ist, müssen sogar Leute auf dem Gang schlafen, aber wir haben ein schön geräumiges Lager und ich schlafe für eine Hütte extrem gut.

Wir frühstücken, machen uns fertig und da kommen auch schon Melanie und Tobi anmarschiert. Es kann losgehen, diesmal haben wir einen tief verschneiten Gletscher, und wider Erwarten scheint die Sonne, wir scheinen Glück zu haben.

© SAN 2005
Anmarsch auf die Spaltenzone - diesmal schön verschneit

In zwei Vierer-Seilschaften machen wir uns auf die Suche nach einer schönen Übungsspalte, als vor mir am Seil plötzlich Melanie erschrocken aufschreit und weiter vorne Tobi - ja, wo ist eigentlich Tobi? Unser Seil verschwindet im Schnee, man sieht nur noch ein Stück Rucksack. Na toll, also gleich der Ernstfall. Und es ist tatsächlich nicht sehr lustig, Tobi hängt komplett in der Spalte, die nach unten hin breiter wird, sein Rucksack hindert ihn am Weiterrutschen, drückt ihm aber dadurch auch die Luft ab.

Hasei muss uns doch ganz schön viele Anweisungen geben, noch haben wir ja schließlich nicht geübt und sind daher ganz schön unsicher! Melanie gräbt einen T-Anker, und wir versuchen Tobi mit der Losen Rolle hochzuziehen, aber das klappt aus unserer Richtung nicht ganz. Inzwischen hat er uns auch noch zu Verstehen gegeben, dass wir alle vier auf der gleichen Spalte stehen…
Die andere Vierer-Seilschaft kommt uns zur Hilfe, und da sie aus einem anderen Winkel ziehen, klappt es endlich und wir haben Tobi wieder draußen.

Das war erst mal genug Aufregung, und Hasei steigt mit Tobi und Melanie ab. Wir anderen gehen nun mit noch mehr Ernsthaftigkeit an die Übungen.
Abwechselnd darf jeder einmal in der Spalte abhängen, an zweiter oder dritter Position am Seil stehen, so dass jeder auch einmal der Retter am Spaltenrand sein darf.
Wir testen auch, wie das ganze im Mannschaftszug funktioniert, wobei ich schon Probleme habe, wenn ich an vorderster Position das Gewicht eines der Männer halten muss - aber geschafft haben wir es trotzdem, ich hatte ja zum Glück noch starke Hintermänner.

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Endlich gerettet!

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Diesmal aus der Perspektive des Opfers: die Retter!

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Nur nicht die Übersicht verlieren!

Inzwischen ist das Schlechtwetter doch wieder da, es macht zu und fängt an zu schneien. Wir haben genug Spalten geborgen und steigen wieder zurück zur Hütte, wo wir im nassen Schneefall an der Hauswand Selbstrettung mit Prusik und Flaschenzug üben. Wie es zur Sektion passt, präsentiert Climby dabei natürlich auch wieder die neuesten Hardware-Gimmicks, kein Wunder, dass alle immer so heiß auf Equipment sind, wenn sogar der Kursleiter…
Aber es geht wirklich leichter, der Gardaknoten ist für mich dagegen ein kompletter Reinfall, die Reibung ist so groß, dass ich mich damit keinen Meter am Flaschenzug hochziehen kann, ich bleib lieber bei der Old-School-Methode, Prussiken kann ich ;-)

Wir beschließen, dass wir die Gäste am Hüttenfenster genug bespaßt haben und begeben uns hinein, genießen das Abendessen und die Weißbiere (inklusive des Rucksacktransport-Weißbiers), und lassen uns von Climby noch bis nach Hüttenruhe mit Theorie erfreuen. Orientierung und Wetterkunde on top.

Am nächsten Morgen steigen Melanie und Tobi ab, der Schock hat ihn bis in die Träume verfolgt und der Gletscher ist im Moment nicht wirklich der Ort, an dem er sich wohlfühlt. Schade, da waren´s nur noch vier.

Also marschieren wir in einer Sechser-Seilschaft los Richtung Linker Fernerkogel, das Wetter hat sich wieder beruhigt, die Sicht ist gut, es schneit nicht, ist nur unheimlich warm. Für mich ist es eh wieder mühsam, der Husten plagt mich nach wie vor, und die Burschen am Seil haben allesamt längere Beine und spuren für mich daher eine lange Folge von Stemmschritten den Gletscher hinauf. Aber da war doch was, ach ja, wir sind ja nicht zum Spaß hier…

Spaß macht es aber trotzdem, auch wenn es natürlich pünktlich kurz vor dem Gipfel zumacht und daher keinerlei Panorama vorhanden ist. Aber das Stapfen durch den Firn ist ansonsten eher gemütlich, Spalten sind zwar reichlich vorhanden, aber weiter als bis zum Knie ist es nirgendwo reingegangen, und das war kaum vom normalen Einbrechen im Schnee zu unterscheiden.

Immerhin hat Tarkan damit endlich seinen ersten Dreitausender!

© SAN 2005
Immerhin, vier kleine Negerlein hab ich noch auf den Gipfel gebracht!

Bis wir wieder an der Hütte sind, schneit es schon wieder ordentlich, also essen wir erst mal, der Abstieg bei Regen muss ja nicht sofort sein…
Schade, dass Tobi nicht dabei war, es war genau die richtige Tour um zu sehen, wie es auf dem Gletscher sein kann, wenn man gemütlich über alle Spalten drübermarschiert und nicht einbricht. Ich hoffe, er geht trotzdem noch mal auf Hochtour!

Im Abstieg gibt Climby wenigstens die Seile mit auf die Materialseilbahn, nur bringt das nicht wirklich was, da wir unten eine gute halbe Stunde darauf warten müssen, bis die endlich unten ankommt.

Fazit: Es war wie immer mit Climby ein toller Kurs, Danke! Wir haben viel gelernt, reichlich Spaß gehabt und sind nun gewappnet für unsere ersten eigenständigen Hochtouren - wobei ich auch gelernt habe, dass ich als Leichtgewicht mit Sicherheit nicht allein mit Tarkan losziehen werde, da würde mir im Fall des Falles auch das Gelernte wenig nützen!

Wir freuen uns auf den nächsten Kurs mit Climby!

Pet

P.S. Und selbst wenn ihr mich jetzt mit dem GöBaZ vergleicht oder meint, die Höhe sei mir zu Kopf gestiegen: Es gibt ihn wirklich, ich hab ihn gesehen, sogar am Berg! Ein Foto hab ich auch gemacht! Ich kann es beweisen! Es gibt ihn, den Hasei!

© SAN 2005
Wahn oder Wirklichkeit? Hasei oder Höhenhalluzination?

 

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