Skibesteigung des Elbrus 5642m


Hallo liebe Freunde,
wie Ihr sicher mitbekommen habt, war über Ostern der höchste Berg Europas der Elbrus 5642 Meter hoch mein, bzw. unser Ziel. Wir das sind 10 begeisterte Skitourengeher/innen, die Idee dazu entstand bei einer Sitzung der Fachübungsleiter der DAV-Sektion Tübingen. Wir haben dann Isolde (sie ist Reiseleiterin bei Hauser exkursionen) beauftragt einen Vorschlag auszuarbeiten und einen Termin festzulegen. Von den ursprünglichen Interessenten sind dann nur Ekke, Roland und ich übrig geblieben, deshalb haben wir die Ausschreibung in die Sektionsnachrichten gesetzt und bei der Skitourenvorstellung noch mal Werbung gemacht. Dabei sind noch Karin und Elli, sowie Heiko, Christof, Thomas und Hans dazugekommen. Somit war die Mindestteilnehmerzahl erreicht und es konnte nach eingen Vorbesprechungen und 2 Vorbereitungswochenenden am 11.April losgehen. Mit einer lokalen russischen Fluggesellschaft KMV ging es ab München an den Rand des Kaukasus nach Mineralnie Vody. Nach der Landung wurden wir gleich mit den russischen Eigenarten konfrontiert, einige Teilnehmer einer anderen Reisegruppe mussten den Foto öffnen weil sie unerlaubt fotografiert hatten. Die Abfertigung und Gepäckausgabe dauerte über 3 Stunden, obwohl wir das einzige Flugzeug waren das gelandet ist. Wir wurden von Colia unseren örtlichen Reiseleiter erwartet und sind mit dem Bus in den Kaukasus ins Baksantal gefahren, durch den langen Aufenthalt am Flughafen war es bei der Abfahrt fast schon Nacht, somit konnten wir von Land und Leute nicht mehr viel sehen. Nach ca 3 Stunden mussten wir auf ein Allrad Fahrzeug umladen, dies wurde zunächst mit einem Fahrzeuglift 150 Meter hochgehoben und hat uns dann in abenteuerlicher Fahrt die letzten 12 km in 1 ½ Stunden über immer höher werdenden Schnee und durch Bäche in unser Quartier für die nächste Woche – das Ullutau Camp auf 2400m gebracht. Bei der Ankunft um Mitternacht wurden wir mit einem tollen Essen empfangen. Das Ullutau Camp ist normalerweise nur im Sommer geöffnet und bietet Platz für 200 Personen, es wurde extra für uns 10 geöffnet und besteht aus einem Hauptgebäude mit Küche und Speisesaal, sowie 6 Nebengebäude. In einem waren wir recht primitiv in 4er Zimmer untergebracht. Heizung war ein Holzofen im Vorraum der immer nachmittags wenn wir von der Tour zurück kamen von 2 Helfer eingeheizt wurde, das Waschwasser wurde auf den Ofen gestellt damit es etwas warm wurde, Strom kam von einem Generator der von 19 bis 22 Uhr in Betrieb war, die Toiletten waren 100 m entfernt und nur offene Boxen mit einem Loch.


Dafür war aber das Skitourenrevier vom Feinsten, wir machten täglich bei besten Wetter und super Schneeverhältnissen unter der Führung von unserem Lokal Guide Viktor eine Tour mit 1000 bis 1700 Höhenmeter. Das zuvor unberührte Tal war am Ende der Woche mit unseren Skispuren zerpflügt. 2 Touren auf den Gipfel des 4100 m hohen Mestia und den 3805 m hohen Gumachi führten uns auch ein kleines Stück nach Georgien.
Wir haben die Tage im Ullutau Camp genossen, trotz Frühstück und Abendessen im riesigen Speisesaal bei ca 0 Grad mit Daunenjacke, Mütze und Handschuhe, aber was die Köchinnen Nina und Lena für uns Zauberten war zum Geniessen. Die kalten Füße haben wir uns anschließen im Kaminzimmer bei spannenden Geschichten von Heiko wieder aufgewärmt. Schön waren auch die Nachmittage auf der sonnigen Terrasse, wo wir uns mit Fisch und Kaviarbrötchen stärkten und unsere verschwitzten Klamotten in der Sonne trockneten, bis die Sonne gegen 17 Uhr hinterm Berg verschwand.
Am Donnerstag nahmen wir dann Abschied von Ullutau und haben unser Gepäck und uns auf die Pritsche des Allrad Fahrzeug verfrachtet mit dem wir nach Terskol gefahren sind (wieder über den Fahrzeuglift) Terskol liegt am Fuß des Elbrus und wird das Chamonix des Kaukasus genannt, ist aber ein fürchterliches Drecknest mit ein paar Geschäften und Hotels, aber auch vielen Bauruinen und einigen typischen Ostblock Plattenbauten. Wir verbrachten dort eine Nacht im Hotel und sind dann über 2 Sektionen Gondel und einen Sessellift auf 3800m in die Botschki Barrel gefahren. Das sind 10 große Tonnen die für jew. 5 Personen als Quartier ausgebaut sind, es war dort überraschend gemütlich. Die Tonnen sind sogar mit einer Elektro- Heizung ausgestattet. Mit dem Essen brauchten wir uns nicht gros umstellen, wir haben unsere Köchin Nina gleich mitgenommen, den Küchencontainer mussten wir uns allerdings mit den anderen Gruppen teilen, bzw die Essenzeiten absprechen.


Zunächst war akklimatisieren angesagt, also keine große Anstrengung, nur kurze Skitouren und viel Erholung mit lesen und kartenspiel und viel schlafen. Das Wetter wurde jetzt leider schlecht und somit eine Besteigung am ersten möglichen Gipfeltag dem Ostersonntag unmöglich, bei der als gemütliche Erkundungstour geplante Exkursion zu den Pastukova Felsen wurden wir vom Sturm durchgeblasen. Auch am Ostermontag war noch schlechtes Wetter, wir haben uns die Zeit bei einer Lawinenübung vertrieben. Am Dienstag war es dann endlich soweit. 2:30 Uhr Frühstück, 3:30 Uhr ging's los bei Sternenklarer Nacht und abnehmenden Halbmond. Mit Stirnlampen gehen wir still den Elbrus Gipfel entgegen. Um ca 5:30 beginnt dann die blaue Stunde , eine herrliche Stimmung, die Berge ringsum erscheinen in einem sanften blau, das mit fortschreitender Dämmerung immer heller wird, bis die ersten Bergspitzen dann von der Sonne bestrahlt werden und der Tag anbricht. Leider kommt nun auch ein eisig kalter Wind auf der uns allen zu Schaffen macht. Nach 3 Stunden sind wir schon auf ca 4900m angekommen und machen eine erste Pause.

Weil nun viel Blankeis am Berg ist ziehen wir die Steigeisen an und schnallen die Ski an den Rucksack. Der weitere Aufstieg wird nun viel mühsamer und langsamer, nach weiteren 3 Stunden sind wir im Sattel zwischen West-und Ostgipfel auf 5300m. Nach einer weiteren Pause gehen wir dann ohne Rucksack zum Gipfel wo wir gegen 12:30 also nach 9 Stunden glücklich und bei überwältigter Aussicht auf dem höchsten Punkt Europas stehen. 

Nach gegenseitigem Berg Heil und den obligatorischen Gipfelfotos geht's nach einer halben Stunde wieder mit Steigeisen hinunter in den Sattel und von dort mit Ski auf zunächst etwas ruppiger Abfahrt und ab ca 4800 m auf gutem Firn zurück in die Botschki-Tonnen, wo wir zwischen 15:00- und 17:00 Uhr wieder ankommen. Zum Feiern sind wir noch nicht so richtig in der Lage, dies holen wir aber ausgiebig am nächsten Abend in der Hotelbar in Terskol nach. Am Donnerstag fahren wir dann nach Piatigorsk eine Kleinstadt in der Nähe des Flughafen und haben noch etwas Gelegenheit Land und Leute zu sehen und Reisepräsente zu kaufen. Auch wird der Abschlussabend dort in einem vornehmen Lokal sicher bei allen in guter Erinnerung bleiben.


Am Freitag 25.4 heißt es früh aufstehen, nach einem kleinen Frühstück fahren wir morgens um 5:00 Uhr zum Flughafen, dort geht wieder alles sehr langsam und nervig voran, obwohl wir wieder das einzige Flugzeug sind das abgefertigt wird, dauert die Passkontrolle und Gepäckabfertigung über 3 Stunden. Die Tupolev der KMV hat 170 Sitze von denen ca 100 belegt waren , die Hälfte davon sind Skitourer die auf dem Elbrus waren oder wollten. Dies war in der zweiten Woche nur am unserem Gipfeltag dem Dienstag möglich danach wurde das Wetter wieder schlecht. Deshalb konnte uns die halbe Stunde Verspätung mit der wir dann wieder nach München geflogen sind nicht aus der Ruhe bringen, wo wir nach 3 Stunden Flug um 10:30 (nachdem wir die Uhren 2 Stunden zurückgestellt haben) glücklich wieder ankamen. Wir haben 2 unvergessliche Wochen in einer tollen Gemeinschaft verbringen dürfen, mit einer perfekten Reiseleitung von Isolde und Colia, die uns unsere Wünsche fast von Augen abgelesen haben.
Der Kaukasus wird mir und meinen Reisegefährten sicher in guter Erinnerung bleiben.

Herzliche Grüße Karl


 

Text & Bilder : Kale


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